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WIEN/ Staatsoper: SALOME

08.12.2015 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

WIEN/Staatsoper: SALOME am 7.12. 2015 (Helmut-Christian Mayer)


Carole Wilson (Herodias). Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Sie hat etwas von einer trotzigen aber auch lasziven Kindsfrau. Und Lise Lindstrom hat für die Rolle der SALOME an der Wiener Staatsoper, die sie hier schon mehrfach gesungen hat, noch viele, weitere Vorzüge: Sie  ist optisch eine Augenweide, jung, gertenschlank, hat eine starke erotische Ausstrahlung, und kann insbesondere beim Schleiertanz ihre körperlichen Reize auch beachtlich ausspielen. Aber auch stimmlich kann die amerikanische Sopranistin bei Richard Strauss Meisterwerk mehr als überzeugen: Sowohl mit sensibel nuancierten, einschmeichelnden Tönen wie auch mit einem ungemeinen Durchhaltevermögen ihrer kraftvollen, dramatischen Spitzentönen. Man darf sich auf ihre Turandot, die sie hier im April/Mai im Haus am Ring 2016 verkörpern wird, schon freuen.

Und es gelingt ihr bei ihrem Spiel diesmal beinahe den Johanaan zu verführen. Diesen verkörpert Tomasz Konieczny ebenfalls sehr expressiv, wie einen fundamentalistischen Prediger, vor dem man das Fürchten lernt. Er singt ihn mit einem ungemein mächtigem Organ und enormer Bühnenpräsenz.

„Sie ist ein Ungeheuer, deine Tochter. Ich sage dir, sie ist ein Ungeheuer“: Wortdeutlichst und messerscharf mit seinem klaren, hellen Tenors lässt uns jedes Wort erschauern! Herwig Pecoraro, eine langjährige Stütze des Hauses, weiß dem Herodes, großes Profil zu geben! Auch das Hin- und Hergerissensein zwischen Geilheit, Eidestreue und Ekel setzt er gestalterisch effektvoll um. Kraftvoll, eifersüchtig und böse wirkt Carole Wilson als Herodias in ihrem Wiener Rollendebüt. Carlos Osuna singt einen wortdeutlichen, schön timbrierten Narraboth. Von den kleineren Partien lässt Juliette Mars als Page mehr als aufhorchen. Die vielen kleineren Rollen weisen eigentlich keine Schwachstellen auf.

Dennis Russell Davies, erstmalig mit dieser Oper am Pult des Orchesters der Wiener Staatsoper, kostet die mannigfaltigen farbenreichen Nuancen und starken Emotionen der überwältigenden Partitur voll aus. Er vermag bei den willig folgenden Musikern, die gewaltigen, spannungsgeladenen Steigerungen, mit den schneidenden Klängen und den wild ausfahrenden Momente effektvoll, mitreißend und spannungsgeladen zu gestalten.

Heftiger Jubel für alle Beteiligten!

Helmut Christian Mayer

 

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