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WIEN/ Staatsoper: RUSALKA

05.09.2014 | KRITIKEN, Oper

WIEN/ Staatsoper: RUSALKA am 5. 9.2014

Ein denkwürdiges Ereignis warf seinen Schatten auf die erste Aufführung der „Rusalka“ im neuen Opernjahr: Der Generalmusikdirektor der Staatsoper hat seinen sofortigen Rückzug von seiner Position erklärt. Interessant, dass gerade an diesem Abend ein neuer Dirigent sein Hausdebüt feierte. Ob das ein gutes Omen war? Offenbar nicht, denn ein paar Buhrufer ließen es sich nicht nehmen, die Schonzeit des Neuen ausfallen zu lassen. Dass die Missfallsäußerungen obendrein unberechtigt waren, nur nebenbei. Das Leading-Team Sven Eric Bechtolf (Regie), Rolf und Alexandra Glittenberg (Bühnenbild, Kostüme) schaffte es, das ohnedies sehr traurige Märchen in absolute Düsternis zu tauchen. Grau als vorherrschende Farbe, Schwarz-Weiß zeichnen Gut und Böse, wie eh und je. Auch das Spiel auf zwei Ebenen sollte Ähnliches bewerkstelligen. Auch der Palast des Prinzen wirkte bedrückend, und trostlos.

Wenn also rein optisch das Negative überwiegt, muss wohl die musikalische Komponente für Stimmung sorgen. Das tat sie auch, denn mit Olga Bezsmertna stand eine weitere Debütantin als Rusalka auf der Bühne. Mit kerniger und kräftiger Stimme meisterte sie ihre Rolle sehr gut, zur klaren und sicheren Höhe kam allerdings eine nicht gerade zufriedenstellende Mittellage. Der Prinz wurde von Piotr Beczala gesungen, in dieser Partie ist er wohl derzeit konkurrenzlos. Saubere Stimmführung, klare Höhe und die absolut glaubwürdige Identifizierung mit dem Charakter des wankelmütigen Edelmannes. Auch Günther Groissböck wiederholte seine Glanzleistungen von der Premiere, er bestätigte mit seiner voluminösen und doch edel timbrierten Stimme, dass er einer der Besten seines Faches ist – das war ja auch schon im heurigen Rosenkavalier in Salzburg zu hören. Monika Bohinec sang die fremde Fürstin mit viel Verve, etwas weniger Schärfe in der Stimme wäre angenehm gewesen. Janina Baechle war als Jezibaba nicht ganz ideal besetzt, hier wäre mehr Durchschlagskraft notwendig gewesen.

In den kleineren Rollen traten Valentina Nafornita als erste Elfe und Stephanie Houtzeel als Küchenjunge positiv in Erscheinung. Das Orchester spielte die wunderbare Musik Dvoraks mitreißend, das Schwelgen in slawischen Klängen war ein Genuss.
Dazu trug der oben erwähnte Debütant Tomas Netopil wesentlich bei, selbst wenn die Philharmoniker „ihren“ Dvorak möglicherweise auch auswendig spielen könnten, ohne kundigen Koordinator im Orchestergraben würde das Chaos ausbrechen.
Viel verdienter Applaus für alle Mitwirkenden, wenig Verständnis für die Buhrufe. 

Johannes Marksteiner

 

 

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