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WIEN/ Staatsoper: PIQUE DAME – Staatsoper trotzt dem Automatenverbot

17.01.2015 | Oper

WIENER STAATSOPER – 16.1. – „PIQUE DAME“ Staatsoper trotzt dem Automatenverbot

 

Obwohl seit heurigem Jahr in Wien das kleine Glückspiel verboten ist, locken im Casino des letzten Bildes drei einarmige Banditen. Mit rechtlichen Konsequenzen muss die Regisseurin Vera Nemirova vermutlich aber nicht rechnen. Offensichtlich hat sie die Proben zu dieser Wiederaufnahme geleitet, da sie zum Schlussapplaus auf der Bühne erschien. Bei ihr ist die Handlung vom zaristischen Petersburg in die postkommunistische Umbruchszeit verlegt, in der eine kleine Schicht rasch zu großem Reichtum kam und gar nicht mehr wusste, was man damit anfangen kann.

Havemann, Antonenko

Havemann, Antonenko

Barbara Haveman sang ihre erste Lisa am Haus mit viel Dramatik und zur Schärfe neigenden Höhen. Ihr Hermann war Aleksandrs Antonenko. Seine ersten Einsätze ließen befürchten, dass er die Partie im Forte durchsingen würde. Er widerlegte diese Befürchtungen aber sehr rasch und zeigte sich zu sehr lyrischen Legatophrasen fähig. Schon in der Premiere war Markus Eiche der Jeletzki und konnte mit seiner Arie des größten Erfolg des Abends einfahren. Nach fast 10 Jahren gab es eine Wiederbegegnung mit Marjana Lipovšek, die zwar nur wenige Tage älter als Edita Gruberova ist, aber mittlerweile in das Charakterfach gewechselt ist, in das sie aber nach wie vor eine sehr tragfähige Tiefe  einbringt. Der Tomski von Tomas Tomasson versenkte die Arie im ersten Bild, konnte sich aber im Schlussbild deutlich steigern. Wirklich überzeugen konnte Elena Maximova als Polina. Hier ist sie wesentlich besser aufgehoben als bei Verdi. Die „feine Gesellschaft“ wird von Sorin Coliban und Thomas Ebenstein ordentlich  angeführt und von Benedikt Kobel und Janusz Monarcha ergänzt. Aura Twarowska als Gouvernante und Caroline Wenborne als Mascha/Chloe sind noch aus der Premierenbesetzung, hinterließen aber einen schwächeren Eindruck als damals.

Marko Letonja ließ das Orchester kräftig aufrauschen, ohne aber den Solisten unüberwindliche Klangmassen entgegenzusetzen. Sehr exakt der von Thomas Lang einstudierte Chor und die Kinder Opernschule.

 Wolfgang Habermann

 

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