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WIEN/ Staatsoper: ONEGIN – pure Eleganz, verblasstes Sentiment

23.03.2017 | Ballett/Tanz

22.3.2017: „ONEGIN“ – pure Eleganz, verblasstes Sentiment 

Auf der Bühne: Pure Eleganz, lupenreiner Tanz, doch nur wenige voll überzeugende Emotionen für das so sensibel erzählende Tanzdrama. Mag es auch am Orchester gelegen sein? Dieses zeigte sich unter  Guillermo García Calvo diesmal von einer müderen Seite. Es hat die gefühlstiefen Tschaikowski-Melodien nicht mitgesungen, und aus dem Orchestergraben ist nur sehr selten eine Alexander Puschkins tragische Liebesgeschichte veredelnde Poesie empor geschwebt. Maria Yakovleva als verzweifelnde Tatjana hat im Schlussakt aber doch mit ihrer verinnerlichten Hingabe Sentiment aufkommen lassen und so das russische Seelendrama gerettet.

John Crankos abendfüllendes „Onegin“-Ballett, vor einem halben Jahrhundert für seine Stuttgarter Kompanie choreographiert, zählt heute, reich an feinst nuancierten Empfindungen, zu den Klassikern des modernen Handlungsballetts. Höchst elegant meisterten Roman Lazik, als Onegin gleichsam ein nobler Autist, und der virtuose Davide Dato (Lenski) ihre Partien. Perfekt auch Nikisha Fogo bei ihrem Debüt als quirlige Olga und Alexandru Tcacenco (ein verständnisvoll zurückhaltender Fürst Gremin). Trotzdem liess der Abend dräuende Dramatik vermissen, wirkte eher wie ein edles Spiel in einem Puppenhaus. Aber schon in einem sehr wohlgestalteten, höchst eleganten.

Meinhard Rüdenauer

 

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