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WIEN/ Staatsoper: MADAMA BUTTERFLY – als Puccini-Modell-Aufführung

23.04.2015 | Oper

Wiener Staatsoper: „MADAMA BUTTERFLY“  ALS PUCCINI-MODELL-AUFFÜHRUNG (22.April 2015)

Wer „Madama Butterfly“ von Giacomo Puccini in der Wiener Staatsoper auf höchstem Niveau erleben will, hat dazu am morgigen Freitag, den 24.April 2015, nochmals Gelegenheit. Eine Modell-Aufführung mit exzellenten Interpreten, ein Blick in den „emotionalen Irrgarten der Liebe“ – das alles liefert diese Mini-Serie, die vor allem von der Sängerin der Titelpartie geprägt ist. Die Chinesin Hui He ist für mich die derzeit konkurrenzlose Ideal-Interpretin von Cio-Cio-Sun. Sie debütierte an der Staatsoper vor mehr als 10 Jahren als Lina in Stiffelio, begeisterte  wie (wie an allen großen Bühnen) auch als Aida und Ballo-Amelia – aber  wirklich ideal ist sie als ehemalige Geisha, die bereit ist für die Liebe ihres Lebens den Glauben zu wechseln. Hui He findet genau die richtige Balance zwischen Lyrik und Dramatik. Die helle, „goldene“ Stimme schwelgt im großen Liebesduett. Die Arie  im zweiten Akt wird klug gesteigert. Und im Verlauf der Tragödie nimmt die dramatische Wucht der Rolle zu, die mit Selbstmord endet („Wer nicht mehr in Ehren leben kann, soll wenigstens ehrenvoll sterben“). Ausgezeichnet das Objekt der „Leidenschaft“: Jorge de Leon – zuletzt als Radames bejubelt. Ein fescher „Latin lover“ mit vokalen Spinto-Qualitäten :  ein Tenor aus Teneriffa mit  dunkler  Mittellage samt eruptiver Höhe. Er liefert im Liebesduett einen echten Gegenspieler zur zerbrechlichen Madama Butterfly. Im Finale erweist er sich trotz seiner grandiosen Arie  „Addio“ als Schwächling , der nicht den Mut hat seiner einstigen „Traumfrau“ persönlich unter die Augen zu treten. Das ewige Missverständnis zwei Mann und Frau geht offenbar weiter…

Dirigiert wurde diese 371 Reprise einer Inszenierung von Josef Gielen aus den September 1957 (Ausstattung Tsugouharu Foujita) von Philippe Auguin. Der Franzose, der in Wien studierte und jahrelang Assistent von Georg Solti war, hatte einen eher temperamentvollen Abend und ließ – gemeinsam mit dem Orchester der Wiener Staatsoper und dem Chor der Wiener Staatsoper – die Tragödie groß „kommen“. Die übrige Besetzung war ordentlich oder zumindest  rollendeckend. David Pershall war ein nobler, sympathischer allerdings zu lyrischer Sharpless. Monika Bohinec spielte sehr glaubhaft eine dunkel timbrierte, dramatische Suzuki, Thomas Ebenstein – ein Goro mit Belcanto-Qualitäten. Positiv fielen noch auf: Alexander Moisiuc als polternder Onkel Bonze, Peter Jelosits als alter Yamadori und Lydia Rathkolb als neue Ehefrau von Leutnant Pinkerton.

Peter Dusek

 

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