Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Staatsoper: MACBETH

Derniere

06.03.2018 | Oper


Tatjana Serjan. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

WIEN/Staatsoper: MACBETH am 05.03.2018

Anscheinend ist an der „Weisheit“, dass die dritte Aufführung die beste ist, wirklich etwas dran. Wir erlebten jedenfalls eine Vorstellung, die – nach den vorliegenden Berichten – eine deutliche Steigerung hören ließ.

Giampaolo Maria Bisanti erwies sich als kompetenter Verdi-Kenner und führte das tourneebedingt ersatzgeschwächte Staatsopernorchester zu einer tadellosen Interpretation und vermied es wohltuend, in die Verdi’sche Umtata-Falle zu tappen. Das Orchester und der hervorragende Chor der Wiener Staatsoper bildeten die Basis für eine eindrucksvolle Interpretation dieser blutrünstigen Geschichte. Besonders die Damen sorgten in guter Personenführung als Hexen für gespenstische und bedrohliche Stimmungen, führten durch die Handlung und wurden so zu einer wesentlichen Hauptrolle.

Die Inszenierung von Christian Räth wurde der bedrohlichen Grundstimmung des Werkes gerecht und manche gelungene Regieeinfälle (zB näherrückender Wald und die Szene mit den blutigen Tüchern aus dem Bett) überzeugten auch noch in der 17. Vorstellung seit der Premiere im Oktober 2015. Die zum Teil unpassenden Kostüme stören noch immer den überwiegend guten Gesamteindruck.

Verdi hat mit diesem Shakespeare-Stoff eindrucksvoll die Abkehr vom Belcanto-Stil vollzogen und besonders der Lady Macbeth eine anspruchsvolle Rolle zugedacht. Seine Anweisung „keinen traditionellen Schöngesang, sondern intensiven Ausdruck“ stellt jede hochdramatische Sopranistin vor große Herausforderungen.

Tatiana Serjan beweist weltweit, dass sie den „intensiven Ausdruck“ scheinbar mühelos abliefern kann. Zum Glück blieb der Schöngesang nicht ganz auf der Strecke – manche Höhen erfüllen zwar Verdis Forderungen – aber die Mittellage und die gaumigen Mezzo-Töne klangen souverän und schön. In Summe eine hervorragende Darbietung – aus unserer Sicht wäre etwas weniger (Druck) mehr, aber das wollte ja Herr Verdi nicht!

 

Zeljko Lucic – in guter stimmlicher Verfassung – sang den Macbeth in allen seinen Facetten, vom schwächlichen Gatten seiner machtbesessenen Ehefrau, über den intriganten Mörder bis zum selbstmitleidigen Verlierer. Jede Stimmung wurde mit schmeichlerisch samtigem bis mächtig dröhnendem, edel klingendem Bariton gestaltet. Die große Arie „Pieta, rispetto,amore“ wurde zum bejubelten, emotionalen Höhepunkt des Abends.


Jongmin Park. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Jongmin Park, der Bass mit der Weltklassestimme aus dem Staatsopernensemble begeisterte uns diesmal mit einem stimmlich dominanten Banquo – in der Premierenserie war er „nur“ als Spion im Einsatz. Diese Partie übernahm diesmal Ayk Martirossian mit gutem Erfolg.

Die Tenöre standen in dieser Vorstellung im Schatten der Bässe. Murat Karahan als Macduff und Carlos Osuna als Malcolm sangen alle Töne richtig, aber nicht begeisternd.

In den kleinen Rollen waren Fiona Jopson (Kammerfrau), Nikolaus Prause (Fleance) sowie Manami Ziervogel, Secil Ilker und Michael Wilder (Erscheinungen) zu sehen und zu hören.

Ein zu Fastenzeit passendes Werk, das vom Besucher einen stabilen Gemütszustand erfordert und zur Nachdenklichkeit anregt. Der Ausruf der Lady: „O Wollust der Macht“ und das Zitat von Lord Acton „Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut“ haben leider nichts an Aktualität verloren.

Maria und Johann Jahnas

 

Diese Seite drucken