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WIEN/ Staatsoper: MACBETH

08.12.2016 | Oper

MACBETH – Wr. Staatsoper, 8.12.2016

(Heinrich Schramm-Schiessl)

Der Grund, warum ich mir Karten für diese Vorstellung gekauft habe, war das Wien-Debut von Martina Serafin als Lady. Leider hat sie abgesagt, und so erlebte ich abermals die Sängerin der Premiere dieser Produktion, Tatjana Serjan. Ich muss zugeben, dass sie mich an diesem Abend mehr überzeugt hat als damals. Neben der breiten Mittellage, die sie immer hatte, kam diesmal auch eine wesentlich vollere Höhe dazu, wenn auch manche Töne etwas schrill klangen. Ihr Problem ist leider, dass sie über kein aussergewöhnliches Timbre verfügt. Darstellerisch ist sie präsent und bringt auch eine gewisse Persönlichkeit mit.

Warum Simon Keenlyside unbedingt die grossen daramatischen Verdi-Partien singen muss, bleibt mir ein Rätsel. Die Stimme strömt zwar sehr schön und so gelang ihm auch die Arie sehr gut. An den dramatischen Stellen, wie z.B. der Bankettszene, gelangt er ziemlich an seine Grenzen. Da klingt die Stimme plötzlich nicht mehr und man merkt die Anstrengung. Auch vermag er nicht diese Mischung aus getriebenem Schwächling und brutalem Despoten über die Rampe zu bringen.

Jongmin Park als Banquo bot für mich die beste Leistung des Abends. Er liess seinen schönen Bass wunderbar strömen und setzte mit seiner Arie den Höhepunkt des Abends. Jorge de Leon (Macduff), auch schon bei der Premiere dabei, verfügt über eine heldisch gefärbte Stimme ohne jedoch ein spezifisches Timbre zu haben. Seine Arie sang er durchaus zufriedenstellend. Das neue Ensemblemitglied Bror Magnus Todenes zeigte als Malcolm, dass er ein Versprechen für die Zukunft sein könnte.

Evelino Pidó, bei Belcantoopern durchaus der richtge Mann, bestätigte meinen Eindruck den ich schon beim „Simone“ gewonnen habe, nämlich dass Verdi nicht seine Sache ist. Es fehlt ihm nicht nur der große Bogen, sondern er verwechselt Dramatik mit Lautstärke. Stellenweise klang es ziemlich knallig und Nuancen waren überhaupt keine festzustellen.

Am Ende Jubel für Serjan und Park und freundlicher Applaus für die übrigen Sänger. Bei Pidó vermeine ich einige Buhs vernommen zu haben.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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