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WIEN/ Staatsoper: LOHENGRIN – Wiederaufnahme

11.05.2016 | Oper

WIEN/ Staatsoper:  „LOHENGRIN“ am 10.5. 2016)

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Klaus Florian Vogt, Camilla Nylund. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

 Nach der Premierenserie vor zwei Jahren schwamm der Schwan nun einige Zeit am Zürichsee und hat bei seiner Rückkehr offenbar seinen geplanten Beifahrer aus dem Nachen verloren, denn statt des geplanten Burkhard Fritz sprang kurzfristig mit Klaus Florian Vogt der Sänger der Premiere ein. Ich gebe zu, dass ich dem Timbre dieses Kontraaltus sehr skeptisch gegenüber stehe, aber gerade für die Rolle des Schwanenritters ist diese Stimme hervorragend geeignet, scheint sie doch aus einer anderen Welt zu kommen und deckt die hochgelegene Tessitura wunderbar ab. Dazu kommt, dass die Stimme perfekt fokussiert ist und so auch die Piani tragfähig sind, selbst wenn sie wie im Nun sei bedankt verkrümmt am Boden liegend mit dem Rücken zum Publikum gesungen werden müssen. Aber auch in den Ensembles ist diese Stimme immer durchzuhören. Da seine optische Erscheinung durchaus dem erträumten Retter entspricht, zählt er heute sicher zu den besten Vertretern dieser Rolle.

Seine Elsa war wie in der Premiere Camilla Nylund, die vor allem in ihren lyrischen Passagen zu überzeugen wusste. Die restlichen vier Protagonisten waren in dieser Inszenierung für Wien neu, wobei es für den Telramund von Thomas Johannes Mayer sogar ein Hausdebut war. Das hätte sich der Bariton sicher anders vorgestellt, aber er ließ sich vor Beginn wegen einer beginnenden Verkühlung entschuldigen und schlug sich unter diesen Vorraussetzungen sehr tapfer. Bei weiteren Auftritten wird sich zeigen, ob er auch mit weniger Kraftaufwand durch die Partie kommt. Michaela Schuster als Ortrud ist am stärksten in der ersten Szene des zweiten Aktes, wo sie schlangengleich ihrem Werkzeug Telramund ihre ehrgeizigen Pläne einflüstert. Die Entweihten Götter zeigen ihr dann doch ihre Grenzen in der Dramatik. Als Oberförster Heinrich ist Kwangchul Youn der Ruhepol mit ebenmäßigem Bass, der sich auch durch größere Wirtshausraufereien nicht aus der Ruhe bringen lässt. Sein Sekretär (alias Heerrufer) ist Adam Plachetka, dem diese Partie nicht gerade in die Gurgel geschrieben ist. Vielleicht liegen dem Sänger auch Partien ohne „Action“ weniger oder es sind einfach zu viele Auftritte in kurzer Zeit.

Der Chor, dessen Damen eine wunderschöne Dirndlkollektion präsentieren darf und dessen Herren mit original Brabanter Wadlstutzen auftreten, bot unter der Leitung von Thomas Lang eine starke Leistung und stellte auch die tadellosen Edlen und Edelknaben.

Am Pult sorgte Graeme Jenkins für große Lautstärke (wenn sogar auf der Galerie im Finale des zweiten Aktes der Boden vibriert, dann ist das wohl zuviel) und brachte mit seinem Tempo auch den Beginn des Vorspiels zum dritten Akt ziemlich ins Schleudern.

PS: Die Gebäudeverwaltung hat offenbar rasch reagiert und die lockeren Bodenplatten der Terrasse fixiert. Jedenfalls ist die Terrasse wieder geöffnet, auch wenn gestern das Wetter gar nicht so einladend war.

Wolfgang Habermann

 

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