Sir Simon Keenlyside. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
19.11.2019: KS Sir Simon Keenlyside und Thomas Adès mit der Winterreise am Todestag von Franz Schubert an der Wiener Staatsoper.
Sehr würdig wurde der 191. Todestag Franz Schuberts am ersten Haus am Ring begangen. Ob das Datum 19. November absichtlich ausgesucht wurde, ist mir allerdings leider nicht bekannt….
Kammersänger Simon Keenlyside ist ein besonders gerne gesehener Gast an der Staatsoper. Der britische Bariton brachte seinen Landsmann Thomas Adès als genialen Begleiter am Klavier mit. Der Pianist ist auch ein erfolgreicher Komponist und hat ua. „The Tempest“ geschrieben.
Franz Schubert verfasste den Liederzyklus „Die Winterreise“ 1827, ein Jahr vor seinem frühen Tod mit nur 31 Jahren nach Gedichten von Wilhelm Müller. Es ist der wohl meistinterpretierteste, am öftesten aufgeführte und auf Tonträgern veröffentlichte Liederzyklus weltweit. Demnach also wohlbekannt. Trotzdem war ich von der Interpretation von Mr. Keenlyside sehr überrascht. Noch nie habe ich dieses Stück so innig und bewegend gehört, mit einer berührende Körpersprache, die die Zerrissenheit, das Hadern, Leiden, lieben und Hoffen sehr eindringlich nahe bringt. Oftmals bricht die Stimme, manchmal ist es nur ein leises Hauchen und dann wieder kraftvoll und raumfüllend. Extrem beeindruckend war für mich „die Krähe“ und der finale „Leiermann“, der mich zu Tränen rührte. Das das wohl auch das restliche Publikum so empfunden hat, zeigte die lange Stille im Saal nach dem verklingen des letzten Tons… Es gab keine Zugaben, was auch in keinster Weise gepasst hätte, aber es war rührend zu beobachten wie Simon Keenlyside einmal in die Knie ging um den Bühnenboden der Staastsoper zu tätscheln und ein anderes Mal den roten Vorhang. Danke für dieses beeindruckende und bewegende Konzert.
Helena Ludwig