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WIEN/ Staatsoper: L'ELISIR D'AMORE

27.09.2014 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

L’Elisir d’amore Wiener Staatsoper, 26.9.2014

Unbenannt
Ein Liebestrank?

 Um exakt 21:48 war es dann soweit – Juan Diego Flórez begann die zweite Strophe der Wiederholung von „Una Furtiva Lagrima“ – und viele Besucher haben auf diese Variationen gewartet…

 Es war wieder einmal ein Abend, der die Besucher zufrieden aus dem Haus strömen ließ. Flórez ist jeden Euro seiner Gage wert. Im Vergleich zu seinem letzten Nemorino, der auch schon zwei Jahre her ist, wurde seine Stimme etwas schwerer und breiter, allerdings ohne die Flexibilität zu verlieren.War sein Timbre vor einigen Jahren noch etwas „weiß“, so ist sein Vortrag jetzt „farbiger“. Wie schon am Dienstag war der Sänger gesundheitlich etwas angeschlagen (in seiner Jackentasche hatte er eie kleines Fläschchen – ich konnte zwei- oder dreimal sehen, wie er mit dem Rücken zum Bühnenrand daraus trank), ließ es sich aber nicht anmerken und verwöhnte das Publikum mit der – in Wien bei seinen Auftritten schon obligaten – Zugabe.

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Juan Diego Florez. Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn

 Nach wie vor dürfte es keinen Sänger geben, der Flórez in seinem Fach das Wasser reichen kann. Was diese Serie für mich so bemerkenswert machte war seine Entwicklung als Schauspieler. Vor ein paar Jahren noch ein Rampensänger, hat er sich den Nemorino in dieser Inszenierung ganz zu eigen gemacht und ist jetzt viel lockerer auf der Bühne, immer zu kleinen Späßchen bereit, ohne dass diese aufgesetzt wirken. Auch den leidenden Part der Rolle bringt er glaubwürdig rüber.

 Hätte ich die Vorstellung am 23.9. beschreiben sollen, wäre der Gesamteindruck ab nun ein komplett anderer geworden – aber ich habe das Vergnügen zu berichten, dass die anderen Sänger an diesem Tag sich alle gesteigert hatten und es an diesem Abend zu keiner Ein-Mann-Show wurde (wie auch bei der letzten Elisir-Serie mit Flórez).

 Adriana Kucerová reiht sich in die Sängerinnentypen ein, die jetzt sehr oft von der Direktion besetzt werden – klein, zart, gut aussehend und mit einer Stimme, die nur an wirklich guten Tagen in der Lage ist, die Staatsoper ohne Vibrato zu füllen. Die junge Slowakin erwischte gestern einen weit besseren Tag als am Dienstag. Sie war hörbar und eine würdige Adina. Ich wiederhole mich, wenn ich anmerke, wie toll die Repertoirevorstellungen geprobt sind. Es war so viel Freude im Spiel aller – der Wohlfühlfaktor an diesem Abend war sehr hoch.

 Adam Plachetka hat mit der Erwartungshaltung vieler Stammbesucher zu kämpfen, die als Dulcamara lieber einen etwas gesetzteren Herren erwarten und keinen Endzwanziger. Eigentlich ist er ja zu fesch – ich kann ihn mir für diese Oper gut als Belcore vorstellen. An seinem Spiel ist nichts auszusetzen, das Parlando dürfte er auch bald perfektionieren. Es war eine gute Leistung von ihm, die seinen aktuellen stimmlichen Möglichkeiten gerecht wurde. Dass er nicht die stimmlichen Möglichkeiten eines Basses hat, ist dem Sänger ja nicht anzulasten.

 Noch nicht ganz überzeugen konnte David Pershall als Belcore – da klang einiges viel zu bemüht. Er versuchte auch schauspielerische als Kopie von Leo Nucci rüber zu kommen – nun, ich denke, er sollte (und wird in der Zukunft) eine eigene Interpretation der Rolle vornehmen müssen.  Annika Gerhards war als Gianetta unauffälliger als viele ihrer Rollenvorgängerinnen.

 Guillermo Garcia Calvo gelang es nicht, das Staatsopernorchester (aber daran sind bei Donizetti oder Bellini schon andere Kaliber gescheitert) zu mehr als zu „Dienst nach Vorschrift“ zu bewegen, der von Martin Schebesta einstudierte Staatsopernchor trug das seinige zur guten Stimmung bei.

 Diese Produktion von Otto Schenk/Jürgen Rose zaubert nach all den Jahren noch immer ein Lächeln auf die Lippen – und wenn einerseits die Aufführung gut geprobt ist und andererseits ein JD Flórez als Nemorino zur Verfügung steht – dann kann ja eigentlich gar nichts passieren!

 Kurt Vlach

 

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