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WIEN/ Staatsoper: L’ELISIR D’AMORE

25.01.2014 | KRITIKEN, Oper

Wiener Staatsoper:  „L’ELISIR D’AMORE“ am 24.1.2014

 Der Liebestrank ist immer wieder ein Garant für gute Laune und zählt nicht zufällig zu den meistgespielten Donizetti – Opern. Die realistische Inszenierung von Otto Schenk (Ausstattung Jürgen Rose) wirkt aber auch noch immer frisch, schön und flott und gehört zu den Klassikern, von denen man sich keine Neuinszenierung wünscht.

 Guillermo Garcia Calvo und das Staatsoperorchester sprühten zwar nicht vor Temperament, boten aber eine ansprechende, rücksichtsvolle Sängerbegleitung. Der Staatsoperchor sang auf hohem Niveau, aber die Personenführung weicht – ganz besonders bei den Damen – allzu  routiniert belanglosem Spiel. Da wäre eine Auffrischung wünschenswert.

 Lawrence Brownlee ist der Nemorino dieser Serie und wurde von uns – nach dem wunderbaren Elvino vor zwei Jahren – mit Vorfreude erwartet. Leider wurden wir etwas enttäuscht – das „Quanto è bella, quanto è cara“ klang gar nicht schön und wurde von einem starken Vibrato gestört. Im Laufe des Abends konsolidierte sich zwar die Stimme und der Ausdruck, von einer sängerischen Sternstunde und von einer temperamentvollen, natürlichen  Darstellung konnte aber keine Rede sein. Der „tenore di grazia“ blühte erst in der Höhe auf, wirkte etwas zu klein für das große Haus und wir meinen, dass sich diesmal niemand im Publikum eine Wiederholung von „Una furtiva lagrima“ wirklich gewünscht hat.

 Mario Cassi ist ein gutaussehender Belcore mit kräftigem, doch in der Höhe und beim Forcieren etwas rauem Bariton, überzeugt aber mit einer guten schauspielerischen Leistung. Chen Reiss hat die Adina in dieser Inszenierung schon öfter gesungen (seit 2012) und ist eine elegante Pächterin mit heller, klarer Stimmfärbung und verlässlichen Höhen; in den zarten lyrischen Passagen gefällt sie uns am Besten. Annika Gerhards hatte mit der Gianetta keine Probleme und präsentierte ihre Arie sehr ansprechend.

 Wie schon so oft war auch diesmal wieder Alfred Sramek als Dr. Dulcamara der absolute Mittelpunkt der Handlung. Sein etwas kehliger Bariton passt perfekt zu dem Quacksalber; jede Bewegung, jede Geste sitzt. Er ist die Ursache, dass aus einer durchschnittlichen Repertoirevorstellung ein fröhlicher, unterhaltsamer Opernabend wird.

 Nicht alltäglich waren gestern die Rahmenbedingungen rund um die Oper. Da die Staatsoper komplett im Gebiet des Platzverbotes wegen der Akademikerball – Demo lag, war die Zufahrt über Schleichwege zwar etwas umständlich, dafür erlebten wir einen intensivst bewachten Operbesuch mit Ticketkontrolle schon bei den Ringstraßengalerien. Ein politisches Statement ist an dieser Stelle unangebracht, ein Lob und Anerkennung für die freundlichen, kompetenten und hilfsbereiten Menschen in Polizeiuniform, die wir an diesem angespannten Abend erlebt haben, ist uns aber ein Bedürfnis.

 Maria und Johann Jahnas

 

 

 

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