Wiener Staatsoper: LA TRAVIATA am 9.9. (Kurzbericht)
Unter keinem guten Stern stand dieser Abend. Das oder der Beste war der Dirigent. Marco Armiliato ließ wieder die feinsten Melodien strömen und bemühte sich um die Sängerschar – und da hatte er auch so einiges zu tun.
Einzig wirklich sehr gut war wieder Simon Keenlyside als Germont pere. Am dritten September war ich von Massimo Giordano noch sehr angetan, gestern war es ein rabenschwarzer Abend für den Alfredo. Da lief bis auf ein schönes „Parigi o cara“ aber so absolut überhaupt gar nichts. Fesch sein ist allein doch zu wenig. Die Rolle der Violetta bedarf eigentlich zweier Soprane, im ersten Bild fast schon „Lucia“, ab dem zweiten Bild ein lyrischer Spinto. Desiree Rancatore sang ihre erste Violetta in Wien und war – wie so viele Vorgängerinnen – ab dem zweiten Bild wirklich präsent und sehr gut. Als Einspringerin hat sie natürlich den Bonus, aber auch das Problem der Anfangsnervosität – und in dieser Rolle geht es, wie immer bei Verdi, gleich mächtig zur Sache.
Darstellerisch waren alle wieder sehr gut – und dass es ohne die „Premierendame“ – wie uns mache Rezensenten einzureden versuchten, nicht funktionieren kann – wird immer mehr ad absurdum geführt.
Auffallend wieder schön sang Dan Paul Dumitrescu Doktor Grenvil, Donna Ellen bemühte sich als Annina wie immer um die Kranke und Zoryana Kushpler tanzte eine flotte Flora.
Die Inszenierung kann nicht schöner werden, es sei denn, man ersetzt sie. Das wird und kann wohl nicht so bald geschehen!
Elena Habermann