Wiener Staatsoper: „LA FORZA DEL DESTINO“ am 8.1.2012
Der Abend stand unter keinem allzu gutem Stern. Fabio Armiliato wollte sich (laut Aussage von Dir.Meyer) nicht entschuldigen lassen. Im ersten Bild klang er nicht wirklich eingesungen, doch mit der Macht des Schicksals ist nicht zu spaßen. Nach einem wunderbaren O tu che seno agli angeli kam ein Frosch und ab da versuchte er sich wie in einem verkorksten Slalom auf eine Sicherheitslinie zu retten, aber der Abend ist da für den Tenor leider noch furchtbar lang. In den Duetten versuchte der blendend disponierte Alberto Gazale ihm Hilfestellung zu leisten, so wie auch Jesus Lopez-Cobos versuchte, kritische Stellen zu übertönen.
Violetta Urmana war im ersten Teil bedeutend besser als bei ihrem Wiener Rollendebut vor drei Jahren. Die lange Pause bis zum letzten Bild schien ihr aber nicht ganz gut getan zu haben, da die Stimme in der Arie viel schärfer und vibratoreicher klang. Ain Anger bot in der Doppelrolle des Marchese / Guardian einen wohlklingenden Baß auf, bei dem ich mir nur etwas mehr Legatokultur wünschen würde. Die gewohnt gute Leistung bot Nadia Krasteva als Preziosilla. Warum sie im Rataplanakt ihr Kostüm wechseln muß, zählt zu den vielen Geheimnissen dieser Inszenierung. Ein Melitone mit außergewöhnlich viel und schöner Stimme war Tomasz Konieczny. Dass er mit einem „Dönch-Bein“ herumgehen muss, sei verziehen, solange er nicht die Dönch-Stimme imitiert.
In den kleinen Partien blieben Elisabeta Marin (Curra) und Marcus Pelz (Chirurgus) unauffällig, während Wolfram Igor Derntl (Trabucco) das Ensemble in der Schenke wieder deutlich führte. Sein Nachtschwestern-Medikamentenwagen erinnert zwar mehr an einen mit seinen Fläschchen spielenden Dr.Mirakel, aber dafür kann er wirklich nichts.
Eine gute Leistung bot der Chor in seinen lustigen Cowboy- und Derwischverkleidungen und hervorzuheben sind die wunderschön musizierten Soli (Violine im 2.Akt und Klarinette im 3.Akt.)
Wenn endlich das Klistier, welches Melitone während seiner Predigt verabreicht wird, Wirkung zeigte, so käme auch die Qualität der Inszenierung heraus.
Wolfgang Habermann