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WIEN/ Staatsoper: JENUFA

11.04.2016 | Oper

JENUFA

Wiener Staatsoper

  1. April 2016

 Seit David Pountney’s Inszenierung von Janacek’s Jenufa im Jahr 2002 Premiere hatte, wurde die Oper in deutscher Sprache aufgeführt. Nun endlich geht sie in der tschechischen Originalsprache über die Bühne. Und das ist auch richtig so. Denn die Musik und die tschechische Sprache gehen eine Symbiose ein, wie diese slawische Musik mit der deutschen Sprache es wohl gar nicht so wirklich kann. Aber Oper in einer anderen Sprache als der Originalsprache ist ja immer ein Problem. Egal ob es Italienische, Französische oder Russische Oper ist.


Angela Denoke, Dorothea Röschmann. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

In typisch folkloristischer Atmosphäre im stimmigen Bühnenbild von Robert Israel und in den adäquaten Kostümen von Marie-Jeanne Lecca spielt sich zwischen Mahlwerk und Mehlsäcken die grausame Geschichte um Jenufa ab, deren Leben in lediger Mutterschaft die Küsterin gar zum Kindsmord verführt. Eine Geschichte die den Zuhörer und Zuseher packt und erschüttert, besonders wenn die musikalische und darstellerische Darbietung so mitreißend ist wie an diesem Abend.

Dorothea Röschmann ist eine eindringliche, leidensfähige Titelfigur, die mit schönen Farben die Jenufa zum Bühnenleben erweckt. In den lyrischen Momenten wie im Gebet singt sie berückend schön, geradezu beseelt. Die Spitzentöne im dramatischen Ausbruch geraten gelegentlich schon etwas scharf.

Angela Denoke, die selbst die Jenufa in 22 Vorstellungen gesungen hat, ist nun zur Küsterin geworden. Denoke ist eine hervorragende Singschauspielerin, die über eine starke Bühnenpräsenz verfügt und somit auch eine markante Kostelnicka gibt, und mit ihrem intensiven Spiel und in ihrem ausdrucksstarken Gesang  nicht nur eine harte sondern sehr wohl auch leidenschaftliche Küsterin gestaltet. Sie erinnert mit ihrer Frisur, in ihrem schwarzen Kleid und in ihrer Haltung übrigens ganz stark an die Ferula der Glenn Close in der Isabel-Allende-Verfilmung von „Das Geisterhaus“.

Bei den Herren überzeugt Christian Franz, der den ungezügelten Laca eindrucksvoll spielt und diesen auch mit kräftiger Stimme singt und uns daran erinnert, dass dieser Tenor mit Wagner-Partien wie Siegfried, Tristan oder Parsifal reüssiert.

Der Stewa von Marian Talaba will nicht so recht überzeugen, dafür erklingt seine Tenorstimme etwas zu eindimensional und unbeweglich.

Der Rest des Ensembles ergänzt zufriedenstellend.

Im Orchestergraben leitet Ingo Metzmacher das Orchester der Wiener Staatsoper. Und bereits vor Beginn des zweiten Aktes wird der Dirigent mit Bravorufen bedacht. Zu Recht.  Da erklingt die Musik Janacek’s sehr expressiv und energiegeladen, und Metzmacher erweist sich gleichzeitig als hervorragender Begleiter für die Sänger auf der Bühne.

Großer Jubel am Ende für Denoke, Röschmann, Franz und Metzmacher.

Lukas Link

 

 

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