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WIEN/ Staatsoper: IL BARBIERE DI SIVIGLIA

05.05.2018 | Oper

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WIENER STAATSOPER: „IL BARBIERE DI SIVIGLIA“ am 4.5.2018

Im praktischen Bühnenbild von Alfred Siercke, nach einer Regie von Günther Rennert, lässt es sich immer noch gut musizieren und spielen. In der Zeit unter Drese -Abbado wurde vieles auf Wunsch von Claudio Abbado in dieser Inszenierung unter der Leitung von Richard Bletschacher verändert. Die Kostüme wurden zum Teil von der Scala bzw. Salzburger Produktion genommen. In der Gewitterszene wurden Komparsen eingesetzt, welche in der Ära Holender wieder verschwanden.

Sicher erstmalig war in dieser Aufführung ein gewaltiger Schnitzer. Dominik Rieger als Ambrogio vergaß, die Leiter von der Bühne zu tragen. Erst der Komparse, der den Notar spielte, hob sie weg, dann kam Ambrogio nachgestürzt. Die Abendregie hätte schon früher eingreifen müssen – können, so etwas darf doch nicht passieren.

Eine absolute Entdeckung ist der junge russische Bariton Boris Pinkhasovich als Figaro. Ein Name den man sich merken sollte. Eine prachtvolle Stimme, groß und dennoch geschmeidig, er phrasiert wunderschön und kann auch als Darsteller voll überzeugen. Er fügte sich vollkommen in das Regiekonzept. Als Conte Almaviva konnte Jinxu Xiahou schöne Stimme zeigen, die schon viel an Metall dazu gewonnen hat. Er singt alles wirklich perfekt  und zeigt sich wie die meisten Kollegen dieser Aufführung im Belcantostil zu Hause. Schwierigkeiten hatte er nur mit dem Erklimmen der Leiter und über das Balkongeländer. Almaviva ist wohl kein begabter Sportler! Rachel Frenkel ist ein Rosina mit guter Stimme und eher vom gemütlichen Charakter. Als Basilio konnte Jongmin Park voll punkten. Die Stimme wird immer größer, die Tiefe profunder. Die Arie sang er perfekt mit allen Finessen. Die italienische Schule, Perfektion an der Scala Milano, tragen natürlich auch für Aussprache und Stil bei. Auch er weiß  gut zu spielen und lässt keinen Scherz aus. Igor Onishchenko war als Fiorello ein sehr positive Erscheinung.

Nicht ganz passt Martin Winkler als Bartolo in das Belcantoensemble. Die Stimme klingt schnarrend, schneidend und unitalienisch. Sicher ist er ein hervorragender Alberich, da kann es auch so klingen, aber Rossini ist doch ein Belcanto Komponist! Als Schauspieler outrierte er zu viel, vor allen kamen auch nie komponierte musikalische Zugaben, unnötig! Vielleicht kann man damit in einer anderen Umsetzung punkten, hier ist dies sehr zweifelhaft. Wenig erfreulich ist dieser Besuch aus Nibelheim.

Simina Ivan kümmerte sich als Berta um das „Haus Bartolo“! Den Ambrogio wird sie auch noch erziehen. Wolfram Igor Derntl war ein überzeugender Offizier.

Am Pult mit flotten, aber guten Tempi Alexander Soddy, der zwischen den Barbiere Aufführungen noch an seinem Stammhaus Tannhäuser dirigierte. Der Chor war mit Freude am Geschehen stimmlich gut dabei. 

Elena Habermann

 

 

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