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WIEN/ Staatsoper: IL BARBIERE DI SIVIGLIA

13.11.2016 | Oper

12.11.2016 „IL BARBIERE DI SIVIGLIA“ – Wiener Staatsoper

 Im Besetzungsbüro war sicher ein großes Aufatmen, als dieser Abend über die Bühne gegangen war. Nachdem schon vor einiger Zeit Isabel Leonard abgesagt hat und durch Rachel Frenkel ersetzt wurde, musste dann das Hausdebut von Raffael Fingerlos verschoben werden. Aber auch Pavel Kolgatin sagte den Almaviva ab und es sollte Ioan Hotea singen. Schließlich wurde auch dieser krank und wurde durch Antonino Siragusa ersetzt. Zu guter Letzt ließ sich dann noch Rachel Frenkel wegen einer Indisposition entschuldigen.

Der Graf Almaviva der Dritte war aber dann der absolute Höhepunkt des Abends. Antonino Siragusa brillierte mit brillianter Technik und einer souveränen musikalischen Gestaltung seiner Partie. Natürlich ließ er sich auch Cessa di piu resistere, die große Schlussarie, die Rossini so gut gefiel, dass er sie auch in der Cenerentola verwendete, nicht entgehen. Da der Sänger auch ein echter Komödiant ist, ließ er keine Späße aus. Wenn er im Finale sein Glas nicht mehr rechtzeitig abstellen kann, so wird daraus ein ungeplanter Gag. Ein ebenbürtiger Partner war ihm Adrian Eröd, der sich zwischen zwei Manon-Vorstellungen nach langer Zeit wieder als Figaro präsentierte. Stimmlich ist er zur Zeit in einer bestechenden Form mit wahrhaft tenoralen Höhen, die auch entsprechend effektvoll präsentierte. Der Bartolo ist eine Partie, die in Wien untrennbar mit Alfred Šramek verbunden ist, der sie 175 mal verkörpert hat. Eine schwere Hypothek für alle Nachfolger, aber Paolo Rumetz ist auf einem guten Weg, sich ein eigenständiges Rollenprofil zu erarbeiten. Die schnellen Parlandostellen seiner Arie sind nicht so sehr seine Domäne, aber sein Spiel wird zunehmend lockerer und auf seine soliden stimmlichen Mittel kann er sich verlassen. Sorin Coliban mit seinem schwarzen Bass trumpft mit mächtiger Stimme nicht nur beim Kanonenschlag, sondern auch beim Buona sera auf. In diesem Rahmen ist es für Rachel Frenkel schwer mit einer Indisposition mitzuhalten, aber sie bringt den Abend gut über die Runden. In den Finali kann sie sich da auch getrost darauf verlassen, dass Lydia Rathkolb für eine ausreichende Präsenz einer Frauenstimme sorgt. Das ist eine Marzelline, bei der man froh ist, dass die Arie nicht gestrichen ist. Mihail Dogotari als Fiorello und Alejandro Pizarro Enriquez als (neuer) Offizier ergänzen das Sängerensemble.

Guillermo Garcia Calvo war um ein flottes Tempo bemüht und den Sängern ein aufmerksamer Begleiter. Im Orchester erklang in der Ouverture ein Warnton aus dem Horn, der aber möglicherweise auch als Weckruf wirkte.

Die Inszenierung ist nun schon über 50 Jahre alt, (Dieser Tage wird des 50.Todestages des Premieren-Almaviva, Fritz Wunderlich, gedacht.) sie hat aber nichts von ihrer Frische und ihrem Schwung verloren und so war auch die 415.Aufführung ein vergnüglicher Abend.

Wolfgang Habermann

 

 

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