Margarita Gritskova. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
WIENER STAATSOPER: IL BARBIERE DI SIVIGLIA: HINREISSENDE REPERTOIRE-VORSTELLUNG (1.10.2018)
Es war eine jener Repertoire-Vorstellungen, bei der Humor und „Sangeslust“ zu einer hinreißenden Reprise – übrigens die 424. seit der Premiere im Jahr 1966 unter der Regie vpn Günther Rennert (Bühne Alfred Siercke) – führten; und bei der sich der Männer-Chor der Wiener Staatsoper sowie das Orchester der Wiener Staatsoper – diesmal unter der Leitung von Jean-Christophe Spinosi – von der guten Laune auf der Bühne anstecken ließ. Das Meisterwerk von Gioacchino Rossini ( Text Cesare Sterbini, UA 1816 in Rom)vermittelte jedenfalls jene „Leichtigkeit des Seins“, die vor allem für seine Buffo-Opern zutreffen. Voraussetzung sind jedoch Interpreten, die den vokalen Anforderungen gerecht werden. Wie etwa die in St.Petersburg geborene russische Mezzo-Sopranistin Margarita Gritskova, die als eine echte Entdeckung von Dominique Meyer gelten kann. Sie wird ständig besser, die Höhe strahlt immer intensiver, die Mittellage und Tiefe sitzen. Die Koloraturen „perlen“. Und das Spieltalent der attraktiven Sängerin war ja immer evident.
Grandios aber nicht nur die Rosina: auch Adrian Eröd hatte einen wunderbaren Abend. Wenige Tage nach dem Sensationserfolg der Neuen Oper Wien mit der Gerhard Schedl-Strindberg Oper „Julie und Jean“ über einen brutalen Geschlechter-Ringkampf schlüpfte er wieder in die Lausbuben-Maske des „Tausendsassa“: Eröd als Barbiere, das ist ja fast ein Markenzeichen seiner Karriere geworden; und er hatte einen exzellenten Abend. Dritter im Bunde war der „Haus-Chinese“ der Wiener Staatsoper Jinxtu Xiahou als Almaviva. Auch für ihn gilt: er wird immer besser. Neben seiner stupenden Höhe bekommt die Mittellage Belcanto-Glanz, die Koloraturen werden mühelos geboten und sogar im Spiel wird er lockerer. Köstlich übrigens der schrullige Bartolo von Wolfgang Bankl, er foppt und wird gefoppt, damit er sein Mündel heiraten kann, um sie zuletzt doch nicht zu bekommen. Seine scheinheilige Zungenfertigkeit ist jedenfalls eindrucksvoll. Leider ist damit die Liste der Repertoire-Aufwertung fast zu Ende; Hans Peter Kammerer ist ein souveräner, angenehm timbrierter Fiorello, Simina Ivan ist ein Fehlbesetzung für die Mittellagen-Rolle der Marzellina und der Weißrusse Anatoli Sivko (Debüt an der Wiener Staatsoper) ist alles kein idealer Basilio. Die Stimme ist gar kein echter Bass, sie trägt zu wenig – zumindest in der Wiener Staatsoper. Möglich, dass er in kleineren Häusern mit seiner Musikalität punktet.
Peter Dusek