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WIEN/ Staatsoper: EUGEN ONEGIN

15.03.2014 | KRITIKEN, Oper

WIEN/Staatsoper: EUGEN ONEGIN Derniere

14.3.2014 (von Helmut Christian Mayer)

Krasteva und Villazon (Foto: M.Pöhn)

Krasteva und Villazon (Foto: M.Pöhn)

Natürlich ist man hauptsächlich oder nur deshalb gekommen, um ihn singen zu hören. Und so fokussiert sich bei dieser Aufführungsserie von Peter Iljitsch Tschaikowskis „Eugen Onegin“ alles auf Rolando Villazón. Denn der gebürtige Mexikaner singt seinen ersten Lenski an der Wiener Staatsoper. Und wie erwartet, spielt er die Figur des sensiblen Dichters, so als würde selbst sein eigenes Leben davon abhängen: Mit allen Fassetten, zuerst liebenswert, übermütig, dann voll brennender Eifersucht und schließlich verzweifelt. Insgesamt mit einer Präsenz, die alle an die Wand spielt. Mit vollem Einsatz, seine Stimme in keinster Weise auch nur annähernd schonend, ist auch sein Gesang. Zwar im Vergleich von früher, vor seiner Stimmkrise mit viel bescheideneren Mitteln und mit sehr viel Kraftaufwand seines dunklen, dumpfer gewordenen Timbre. Und immer wieder gerät man ins Zittern, ob seines Durchhaltevermögens, das vor allem in der Auseinandersetzung mit dem Titelhelden am Fest mehrmals an die Grenzen geht.

Darstellerisch hat ihm da der eher steif wirkenden Mariusz Kwiecien als Titelheld, ebenfalls erstmalig in dieser Partie hier am Haus am Ring, nicht viel entgegen zu setzen und auch stimmlich nicht. Obwohl sein Bariton sehr kraftvoll erklingt, fehlt es an glaubwürdiger, hautnaher Emotion. Auch ist sein Organ ist mit harter, seltsamer Kühle behaftet. Darstellerisch seine besten Momente hat er, offenbar animiert von Villazón, beim großen Streit wegen Tatjana, der dann zum verhängnisvollen Duell mündet.

Etwas mehr an Herzblut könnte man sich auch bei Dinara Alieva als Tatjana vorstellen, die sich in dieser Rolle auch erstmalig dem Wiener Publikum vorstellt. Die Briefarie sowie das Finale geraten ihr mit ihrem dunklen, klaren Sopran jedoch sehr überzeugend. Nadia Krasteva kann als spielfreudige Olga mit Erotik und ihrer dunklen, schönen Stimme punkten. Norbert Ernst tritt als Monsieur Triquet wie ein Rockstar mit Brille und Glitzerjacket verkleidet auf und meistert diese Partie bravourös. Und Ain Anger ist ein markanter, voluminöser Fürst Gremin mit Würde,  aber wenig Temperament. Gut singen Zoryana Kushpler auch als Larina Aura Twarowska als Filipjewna  sowie der Chor des Hauses!

Etwas zu routiniert leitet Patrick Lange das Staatsopernorchester. Zwar lässt er nuancenreich und farbig,  aber zu wenig temperamentvoll musizieren. Dafür trägt er die Sänger freundlich über alle musikalischen Klippen.

Viel Jubel, ganz besonders für Villazón, der zu Freude des Publikums wiederum seine berühmten „Späßchen“ machte.  

 Helmut Christian Mayer

 

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