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WIEN/ Staatsoper: DORNRÖSCHEN – Staatsballett – Märchenglamour ohne Beseeltheit

WIENER STAATSOPER: 17.2.2014 : „DORNRÖSCHEN“ – Wiener Staatsballett – Märchenglamour ohne Beseeltheit

 „Dornröschen“ ist wieder in das Opernhaus am Ring in eingezogen. Mit eleganter, bombastischer Attitüde in Peter Wrights choreographischer Fassung für das Wiener Opernballett aus dem Jahr 1995. Die Produktion wirkt allerdings nun bereits ausgesprochen blutleer, beeindruckt mehr durch die pompöse Ausstattung und schöne Tableaus in satten Farben des Schotten Philipe Prowse anstatt spielfreudig und die Phantasie anregend ein verzauberndes Märchen zu erzählen. Vom schwelgerischen Kostümglamour, den Allongeperücken und dem steifen, wenig tänzerischen Zeremoniell am Hofe von König Florestan XXIV. unterdrückt, geht beinahe jegliche individuelle Note der Tänzer verloren.

Noch dazu da am Tag der Wiederaufnahme personeller Notstand herrschte. Drei Besetzungen sind für das Paradepaar Prinzessin Aurora und Prinz Florimund für die Aufführungsserie vorgesehen gewesen. Doch durch zahlreichen Verletzungen im Ensemble ist alles durcheinander gewirbelt worden. Wie im Fußball: viele Marode – überforderndes Training? Nina Poláková und Denys Cherevycko, beide Rollendebütanten, mussten für den Abend der Wiederaufnahme kurzfristig als  Partner zueinander finden. Mit Anstand haben sie ihre Aufgaben bewältigt. 

Und schon wieder wurde ein neuer Dirigent am Pult vorgeführt. Faycal Karoui, jüngerer Routinier aus Paris, der mit voller Pulle, aber so gut wie ohne Kontakt zu den Tänzer schnittig seinen Part durchzog. Tschaikowskys Melodienzauber strahlte diesmal so gut wie keine Wärme aus. Ein schwerer Stand somit für die Tänzer. Poesie wollte sich in dieser langen Klassiker-Parade nicht einstellen. Trotzdem: technisch war auf der Bühne alles o.k. Von Poláková und Cherevyschko, von Kiyoka Hashimoto und Mihail Sosnovschi im Blauen Vogel Pas de deux, von Alena Klochkova als Herzogin, Ketevan Papava (Carabosse) oder in den Aufmärschen der Märchenfiguren und Feen mit zahlreichen (nicht immer Rollen deckenden) Debüts der Reihe nach. Ja, schön anzusehen. Gut getanzt? Ja. Von einer märchenhafter Beseeltheit war aber nichts zu spüren.

Meinhard Rüdenauer 

 

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