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WIEN/ Staatsoper: DON GIOVANNI am Nationalfeiertag

27.10.2015 | Oper

WIEN/ Staatsoper:  „DON GIOVANNI“ am 26.10.2015

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Benjamin Bruns, Marina Rebeka. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Am Nachmittag des Nationalfeiertages gab es die zweite Vorstellung der Giovanni-Serie mit einer vielversprechenden Besetzung. Nach über 10 Jahren stand der polnische Bariton Mariusz Kwiecien wieder in einer seiner Paraderollen auf der Bühne der Staatsoper. Stimmlich eher ein fordernder als ein werbender Liebhaber, ist er optisch der ideale Womanizer, der den manischen Verführer glaubwürdig verkörpert und im ersten Akt auch ein Hoppala souverän überspielt, als er sich beim Niederknien im eigenen Kostüm verhedderte. Beim Kleidertausch mit Leporello trifft es sich gut, dass Erwin Schrott eine ähnliche Figur hat und man so der armen Elvira nicht Blindheit unterstellen muss. Erwin Schrott konzentriert sich in seinem Spiel auf das giocoso und nimmt musikalisch nicht alles so genau. Einen sehr guten Ottavio lieferte wieder Benjamin Bruns, dessen Stimme mittlerweile auch schon einen metallischen Ton dazu gewonnen hat. Vor allem das Dalla sua pace war ausgezeichnet. Im zweiten Akt wirkte er etwas müder. Seine Donna Anna war Marina Rebeka. In beiden Arien beeindruckte sie mit einer jugendlich-dramatischen Stimme und blitzsauberen Koloraturen. Die andere Donna war in dieser Serie erstmals in Wien, Juliane Banse. Über weite Teile konnte sie mit der Lettin mithalten, aber in den Koloraturen geriet einiges doch sehr verwaschen. Das „Bauer sucht Frau“ – Paar war diesmal mit Andrea Carroll und Jongmin Park besetzt. Frau Carroll hat damit erstmals eine größere Partie übernommen und ließ einen schönen, nicht soubrettenhaft klingenden lyrischen Sopran hören, während der koreanische Bass wieder beweisen konnte, dass sein Engagement eine Bereicherung für das Ensemble ist. In seinen Auftritten zu Beginn und Ende der Oper war Sorin Coliban mit mächtigem Bass der Komtur.

Auf dem Pult lag die ungeöffnete Partitur, denn Adam Fischer dirigiert auswendig. Nachdem die beiden d-Moll-Akkorde der Ouverture gleich in voller Lautstärke das Gemurmel im Publikum zum Verstummen brachten, hielt er sich an flüssige Tempi und so geriet dieser Nachmittag unter seiner Leitung durchaus erfreulich.

Wolfgang Habermann

 

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