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WIEN/ Staatsoper: DON CARLO

17.10.2013 | KRITIKEN, Oper

WIEN /Staatsoper: DON CARLO am 16.10.2013

 Eine Verdi – Gala mit Starsolisten!

 Besucher, denen die Inszenierung von Daniele Abbado zusagt, konnten bei diesem „Don Carlo“ fast eine Sternstunde erleben. Das Staatsopernorchester unter Franz Welser-Möst spielte „sehr gut hörbar“ aber trotzdem in den zarten, lyrischen Passagen einfühlsam und exakt differenzierend. Der Staatsopernchor gestaltete besonders die Autodafe – Szene zum Erlebnis.

 Purer Luxus war die Besetzung der Männerrollen. Es begann mit Dan Paul Dumitrescu als Karl V – in dieser Partie ist er mit seinem wohltönenden Bass die gewohnte Idealbesetzung.

 Ramon Vargas ist derzeit in hervorragender stimmlicher Verfassung und singt den Infanten – trotz seines manchmal etwas angestrengt wirkenden Tenors sehr ausdrucksvoll und wunderschön. Das Freundschaftsduett mit Rodrigo stellt den ersten Höhepunkt dar und lässt erstmals aufgrund der aussergewöhnlich schönstimmigen Interpretation von Ludovic Tezier aufhorchen. Dieser Posa wird im Laufe des Abends zu einem der Superstars – die Krönung seiner Leistung findet in einer selten so berührend erlebten Sterbeszene statt.

 Der zweite absolute Superstar ist wieder einmal Ferruccio Furlanetto als Philipp II. Die Ausdrucksfähigkeit seines warmen, technisch perfekten Basses ist makellos – seine verzweifelte Arie über Ungeliebtheit und Einsamkeit wurde hochemotional gestaltet und vom Orchester – besonders vom Solo – Cello wunderschön vorbereitet. Das darauffolgende Zusammentreffen mit dem Großinquisitor – Eric Halfvarson – stellt eine furchterregende Auseinandersetzung dar, in der die Brutalität der weltlichen und der klerikalen Macht imposant dargestellt wird. Dies ist nur möglich, wenn man zwei mächtige Bässe zur Verfügung hat, die auch mit der Stimmfärbung und der Gestaltungsfähigkeit den Anforderungen dieser Figuren – zwei ausgeprägten Alpha–Tieren – gerecht werden.

 Die sehr guten Damen  standen bei dieser Vorstellung etwas im Schatten der Herren. Tamar Iveri debütierte in dieser Serie als Elisabetta – als Einspringerin für die noch immer erkrankte Anja Harteros – und nützte die Chance. Sie gibt in der zweiten Vorstellung bereits eine sehr gute, ausdrucksstarke Königin und wirkte wesentlich entspannter als beim Debut. Die große Arie im Schlussbild gelang wunderbar – das schöne Timbre und die gute Technik lassen hier das Potential für eine überdurchschnittliche Elisabetta erkennen.

 Von Violetta Urmana als Prinzessin Eboli durfte man eine gute Leistung erwarten und wurde nicht enttäuscht. Beim „sarazenischen Schleiertanz“ fehlte uns etwas von der nötigen „Spitzzüngigkeit“ für diese flotte Melodie; bei „o don fatale“ herrschte aber uneingeschränkte Begeisterung – eine sensationelle Darbietung dieser mörderisch schweren Arie in allen Lagen.

 Auch die kleinen Rollen sind in dieser Serie sehr gut besetzt. Ileana Tonca singt wie gewohnt einen temperamentvollen Tebaldo, Xiahou Jinxu ist ein ein erfreulich souverän und schön klingender Herold und Graf Lerma, Valentina Nafornita bewirkt als Stimme von oben dank ihrem klaren und technisch gutem Sopran  – aber auch aufgrund des genialen Standorts im Luster – eine psychedelische Wirkung.

 Alles in allem eine hervorragende Vorstellung, die auf jeden Fall die Bezeichnung „Verdi – Gala“ verdienen würde.

 Maria und Johann Jahnas

 

 

 

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