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WIEN/ Staatsoper: DIE WALKÜRE

09.04.2018 | Oper

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Tomasz Konieczny. Copyright: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Wien/Staatsoper: „Die Walküre“

am 8.4.2018 (von Helmut Christian Mayer)

 Selten erlebt man so makellose „Hojotoho“ Rufe wie von Iréne Theorin als Rollendebütantin an der Wiener Staatsoper bei der Wiederaufnahme von Richard Wagners „Die Walküre“. Sie ist die neue, durchschlagskräftige Brünnhilde mit ungefährdeten Spitzentönen. Im Finale berührt sie mit großem poetischen Ausdruck und innigem Spiel. Gemeinsam mit dem „Wotan vom Dienst“ Tomasz Konieczny beschert sie uns dabei auch szenisch, großes Musiktheater. Dieser war scheinbar nicht in optimaler Verfassung angetreten, worauf die sich im Laufe des Abends mehrenden Huster schließen ließen. Nie Meister einer vorbildlichen deutschen Diktion, weiß er trotz seiner bekannten Vokalverfärbungen und einiger rhythmischer Eigenwilligkeiten aber doch mit weichen aber machtvollen Tönen besonders in seiner Abschiedsszene zu faszinieren, die ja zu den größten, musikdramatischen Momenten in Wagners Schaffen zählt.

Simone Schneider zum ersten Mal überhaupt am Haus überrascht als Sieglinde mit blühendem, schlanken Sopran. Sie ist der Inbegriff der Wagnerschen Liebenden und singt die Partie mit geschmeidiger Stimme, intensiv bis an die Grenze des Möglichen gehend ohne je forcieren zu müssen. Christopher Ventris ist ein schönstimmiger und fast immer durchschlagskräftiger Siegmund mit guten „Wälsungen“-Rufen und fallweise etwas Englisch gefärbter Aussprache. Fricka ist die für diese Rolle mit optimaler Stimmfärbung ausgestattete Michaela Schuster, gegen die der Göttergatte aber rein gar nichts auszurichten hat. Jongmin Park ist ein machtvoller Hunding, vor dem man sich aber mehr Fürchten sollte. Er singt ihn mit schwarzem Bass. Die Walküren sind ohne Furcht und Tadel und uneingeschränkt gut.

Obwohl nicht alles perfekt gelingt, erklingt immer wieder Wunderbares aus dem Graben: Denn ungemein subtil, mit feinen Nuancen wird hier musiziert. Adam Fischer atmet aber auch immer mit dem Duktus dieser herrlichen Musik. Mit meist zurückhaltender Zeichengebung lässt er den Musikern des Orchesters der Wiener Staatsoper durchaus Freiraum, die diesen zu herrlichen, lyrischen Momenten aber auch zu großen Klangsteigerungen nutzen. So werden packende Aktabschlüsse und weiträumige Spannungsbögen erzeugt, dabei immer die nötige Transparenz bewahrt und die Sänger fast nie zugedeckt.

Die Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf wirkt immer noch wenig spektakulär, wenngleich die Personenführung und die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den handelnden Personen emotional herausgeschält werden, was sich vor allem in „Wotans Abschied“ gefühlvoll manifestiert. Unnötige Mätzchen wie das einfangen von Männern durch die Walküren oder die vielen Videoprojektionen wie Wölfe und der dergleichen erscheinen entbehrlich.

Zum Finale gab es riesigen Jubel für alle.

Helmut Christian Mayer

 

 

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