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WIEN/ Staatsoper: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG

26.11.2012 | KRITIKEN, Oper

WIEN/ Staatsoper: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG – 2. Vorstellung am 25.11.2012

Die Meistersinger von Nürnberg in der Inszenierung von Otto Schenk aus dem Jahre 1975 gehören zu den immer weniger werdenden Juwelen im Repertoir der Wiener Staatsoper. Hier wird mit Respekt und handwerklichem Können die Geschichte in der Originalzeit erzählt, mit Fantasie und vielen liebevollen Details dafür gesorgt, dass auch bei nicht-Wagner-besessenen Besuchern keine Langweile aufkommt und die Gesangssolisten haben die Ruhe, ihre zum Teil höchst anspruchsvollen Rollen zu gestalten.

Unsere persönlichen – zu hoch gesteckten – Erwartungen, die bei der Wiederaufnahme zu einer gewissen Enttäuschung führten, wurden in der 2.Aufführung am 25.11. deutlich besser erfüllt.

 Das Staatsopernorchester unter der Leitung von Simone Young klang nicht mehr so undifferenziert und knallig, was sich auch bei manch Sängern positiv auswirkte.

 James Rutherford, den wir in Graz als hervorragenden Färber in der Frau ohne Schatten kennengelernt haben und der bei seinem Rollendebut in der Wiener Staatsoper auf der Festwiese „stehend k.o.“ war, schaffte den Sachs zwar nicht mit mächtiger, aber mit sehr wohltönenden Stimme bis zum Schlussmonolog. Ain Anger ist derzeit eine verlässliche Bank als souveräner Veit Pogner. Sein einziger Mangel – die Jugendlichkeit – wird verlässlich mit jedem Jahr geringer.

 Johan Botha setzt mit seinem Walther von Stolzing weiterhin Maßstäbe – schöner, strahlender und sicherer kann man den Stolzing nicht singen. Viel Freude machten auch die beiden ehemaligen Ensemble-Baritone. Adrian Eröd als bewährter Beckmesser gibt dieser Figur ein vielschichtiges Profil und ist stimmlich in Topform; Boaz Daniel ist erstmals in Wien als Fritz Kothner zu hören – eine Luxusbesetzung.

 Christina Carvin, die in der ersten Vorstellung noch zu den Opfern der unsensiblen musikalischen Leitung wurde, nutzte die verbesserte Sängerbegleitung zu einer deutlichen Steigerung – störendes Vibrato und scharfe Spitzentöne legen den Verdacht nahe, dass ihr die Rolle der Eva noch etwas zu früh kommt. Leicht hat sie es ja nicht neben der darstellerisch und gesanglich dominanten Zoryana Kushpler.

 DIE angenehme Überaschung dieser Serie ist Norbert Ernst als David. Sein schön klingender, sicherer Tenor besteht neben einem Johan Botha, und seine Leistung in der ersten Vorstellung stellte, neben dem noch nicht ganz im großen Haus der Wiener Staatsoper angekommenen Sachs sogar die Geschichte etwas auf den Kopf.

Die Meister aus dem Ensemble und der hervorragend eingestellte und geführte Chor zeigten, dass man mit dieser gut funtionierenden Inszenierung sehr vertraut ist.

Wenn der Aufwärtstrend anhält, dürfen wir uns noch auf zwei wunderbare Opernabende freuen.

Ein Wunsch ans Christkind: Die nächsten Meistersinger mit Peter Schneider!

 Maria und Johann Jahnas

 

 

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