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WIEN/ Staatsoper: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG – Wiederaufnahme

22.11.2012 | KRITIKEN, Oper

WIEN/ STAATSOPER: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG; Wiederaufnahme am 21.11.2012 (Georg Freund)

In den Pausen dieser mit Viel Trara angekündigten Wiederaufnahme von Wagners Meistersingern hörte ich mehrfach von den Zuhörern den Wunsch „Hoffentlich wird das Werk nicht neu inszeniert, hoffentlich bleibt uns diese schöne Produktion erhalten!“ Es wurde aber auch die Frage gestellt, warum man denn für diese Neueinstudierung einen Sachs und eine Eva engagiert habe, die „ka Stimm“ hätten.

Sicherlich zählen die Meistersinger zu Otto Schenks besten Regiearbeiten und die stimmungsvolle Ausstattung von Jürgen Rose wirkt auch noch in der 74. Aufführung ganz frisch. Vor allem im ersten Akt wurde das ursprüngliche Regiekonzept sehr gut rekonstruiert und ich kann mich dem allgemeinen Wunsch nach Beibehaltung dieser Inszenierung nur anschließen. Bisher wurde ja bei Neuproduktionen im Repertoire befindlicher Werke jeweils Besseres durch Schlechteres ersetzt, wobei die unsägliche Traviata den absoluten Tiefpunkt darstellt.

Musikalisch war die besuchte Aufführung bestenfalls durchschnittlich. Vor allem die Besetzung des Sachs mit James Rutherford konnte nicht befriedigen. Rutherford wirkte zwar sympathisch und spielte nett, hatte aber für diese Partie zu wenig Ausstrahlung, wirkte eher wie ein Geselle als ein Meister und verfügt vor allem über eine viel zu kleine Stimme. Im 3. Akt zeigte er Ermüdungserscheinungen und musste alle Kräfte mobilisieren, um noch eine passable Schlussansprache zu schaffen. Bei seinem Einzug auf die Festwiese rührte sich keine Hand im Publikum zum Applaus für ihn, was bisher wohl kaum je vorkam. Ain Anger als Pogner zeigte sich in besserer stimmlicher Verfassung als bei verschiedenen anderen Vorstellungen der letzten Zeit, ist aber für den Goldschmied zu jung. Wer Johan Botha als jugendlichen Helden engagiert, verzichtet von vornherein auf eine Darstellung im Sinne des modernen Musiktheaters und auf die Möglichkeit einer optischen Identifikation mit der verkörperten Rolle. Dafür garantiert Botha gutes musikalisches Niveau, Stimmkraft und sichere Höhen. So auch diesmal, obwohl er bisweilen hörbar tremolierte.

Sehr akklamiert wurde Adrian Eröd für seine wohlbekannte Verkörperung des Stadtschreibers Beckmesser. Auch er kam mir gegenüber anderen Auftritten in letzter Zeit stimmlich verbessert vor. Ausgezeichnet war Norbert Ernst, dem man für seine perfekte Darstellung des David auch ein paar falsettierte Spitzentöne verzeihen kann.

Schlimm war es dagegen um Evchen bestellt: Die Debütantin Christina Carvin besitzt nur eine kleine, unschön timbrierte Stimme, die man im Forte lieber gar nicht hören möchte: Ihr „O Sachs, mein Freund!“ gellt mir noch jetzt in den Ohren. Im Spiel war sie stocksteif und charmelos. Die Meister waren dafür durchwegs tadellos besetzt, auch der Debütant Pavel Kolgatin als Balthasar Zorn konnte gefallen. Zoryana Kushpler als Magadalene klang anfangs etwas schrill-vielleicht die Nervosität der Rollendebütantin. Im Lauf der Vorstellung besserte sich aber ihre Leistung

Simone Young zählt Wagners Werke zu ihrem Kernrepertoire und bot nach einem etwas knalligen Vorspiel ein routiniertes Dirigat, wobei ihr die teilweise unsaubere Leistung der Blechbläser nicht angelastet werden kann. Der Chor war auf die Höhe seiner Aufgabe.

Am Schluss gab´s freundlichen Applaus für alle Mitwirkenden. Bejubelt wurden Eröd, Ernst und Botha.

Georg Freund

 

 

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