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WIEN/ Staatsoper: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG – vierte Vorstellung

03.12.2012 | KRITIKEN, Oper

WIENER STAATSOPER: Richard Wagner: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG – 02. Dezember 2012

Fast fünf Jahre ist es her, dass die Wiener Opernbesucher zum letzten Mal die Möglichkeit hatten Wagner’s Meistersinger in der Wiener Staatsoper zu sehen. Dementsprechend groß waren die Erwartungen, die nur teilweise befriedigt wurden. Viele Zuschauer zeigten sich erfreut, dass sich die Bilderbuch-Inszenierung von Otto Schenk nach wie vor im Repertoire befindet, die die Geschichte librettogetreu und mit viel Liebe zum Detail erzählt.

Die musikalische Darbietung dieser letzten Aufführung der aktuellen Serie konnte nicht in allen Belangen überzeugen.

Simone Young dirigierte diese Meistersinger recht straff, geradezu nüchtern erklangen manche lyrische Stellen der Partitur. Wo ein Herr Thielemann zuletzt – für manchen zu laut – im Wagner-Klang badete, zügelte eine Frau Young das gut spielende Orchester der Staatsoper. Zumindest so, dass niemand fürchten mußte, gleich einen Hörschaden zu bekommen.

Bei den Sängern hatten die Herren eindeutig die Nase vorne, wobei James Rutherford – der sich den Wienern als neuer Hans Sachs vorstellte – nicht vollständig überzeugen konnte. Rutherford besitzt eine schön timbrierte Bassbariton-Stimme, die zwar nicht zu klein für die Staatsoper ist, wie manche behaupteten, aber der es an Tiefe und Durchschlagskraft fehlte. Er teilte sich seine Kräfte allerdings gut ein, denn auch bei „Verachtet mir die Meister nicht“ war er immer noch sehr gut bei Stimme. Erwähnenswert ist auch das gute akzentfreie Deutsch, das der Engländer hören ließ. Doch dieser Schuster kam einem eher wie ein Geselle als ein Meister vor. Vielleicht muß der immer noch recht junge Sänger erst in die Partie hineinwachsen, die er noch nicht so lange singt. Jedenfalls fehlte es diesem Sachs an Präsenz und Charisma.

Johan Botha ist als Walter von Stolzing derzeit wohl konkurrenzlos. Wer sollte das denn noch besser singen als er? Die Stimme kam mühelos über das Orchester hinweg, strahlte in allen Lagen, hatte auch mit den Spitzentönen kaum Mühe. Das war auch an diesem Abend wieder eine fast perfekte Leistung. Genauso hervorragend war erneut der Sixtus Beckmesser von Adrian Eröd, dessen schön timbrierter und ausdrucksstarker Bariton der Rolle des pedantischen Stadtschreibers sehr gut stand, und der diese Figur auch mit seiner prägnanten Mimik und ganzen Körpersprache in den Mittelpunkt zu rücken wusste. Norbert Ernst sang den David mit schöner Stimme, zeigte sich sehr spielfreudig und wirkte auch schon rein optisch wie ein Lehrbub und war somit die optimale Besetzung.

Als Veit Pogner konnte Ain Anger seinen schönen, markanten Bass zu Gehör bringen und auch die restlichen Meistersänger waren gut besetzt. Erwähnt seien hier stellvertretend Boaz Daniel als adäquater Fritz Kothner oder Alfred Sramek als gemütlicher Hans Schwarz.

Mit den Damen konnte man weniger zufrieden sein. Für Christina Carvin, ebenfalls Mitglied des Ensembles, ist die Rolle der Eva wohl eine Nummer zu groß. Ihr spröder und nicht sehr großer Sopran bekam im Forte eine unattraktive Stimmfarbe und ließ ein unruhiges Flattern hören. Die Stimme von Zoryana Kushpler schien für die Magdalene und prinzipiell für Wagner wenig geeignet zu sein.

Am Ende der Vorstellung gab es freundlichen Applaus für eine gute, wenn auch nicht herausragende Aufführung, bei der so einige Sitzplätze frei blieben. Dabei erhielten Botha und Eröd eindeutig den stärksten Publikumszuspruch. Viel Jubel gab es auch für Ernst, etwas weniger für Young und Rutherford.

Lukas Link

 

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