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WIEN/ Staatsoper: DER ROSENKAVALIER

17.12.2015 | Oper

WIEN / Staatsoper: Der Rosenkavalier am 16.12.2015


Peter Rose. Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn

Und wieder einmal hat es sich bewahrheitet: Die dritten Vorstellungen sind meist die besten!

Schon bei der Ouvertüre war zu hören, dass die Philharmoniker in bester Spiellaune sind. Mit Adam Fischer – einem der kompetentesten Strauss-Interpreten – am Pult wurde der unvergleichliche Reichtum dieser Musik in vollen Zügen ausgekostet. Die Wiener Hörner klangen makellos schön, die Streicher glänzten überirdisch und die Holzbläser sorgten für eindringliche Stimmungen.

Es spricht für das Potential der Wiener Staatsoper, dass in einer Serie zwei Ausfälle in den Hauptrollen ohne Qualitätsverlust ausgeglichen werden konnten. So war Peter Rose, der in der ersten Vorstellung von Wolfgang Bankl sehr gut ersetzt wurde und am zweiten Abend noch etwas rekonvaleszent war, erstmals wieder fit und präsentierte einen sehr guten Ochs von Lerchenau. Zwar nicht so „wienerisch“ wie Bankl aber durchaus authentisch mit tiefem Bass und leichten Problemen in der Höhe: Das „Heu“ war diesmal etwas dünn!

Wenn ein Weltstar wie Anja Harteros absagt, ist der erste Schreck groß und man erwartet – besonders wenn die Einspringerin ihr Hausdebut gibt – mit Spannung die neue „Feldmarschallin“. Die dänische Wagner- und Strauss-Spezialistin Ann Petersen überzeugte auf Anhieb und verstand es bereits in ihrer ersten Vorstellung, mit der Akustik des Hauses umzugehen. Die zarten Piani waren bis zur letzten Reihe Galerie einwandfrei hörbar; die kräftige, warme Stimme klang nie scharf und setzte sich im finalen Terzett – gemeinsam mit Oktavian und Sophie – gegen die orchestralen Klangwogen erfolgreich durch. Diese Eindringlichkeit schafft den besonderen Reiz dieser genialen Musik, bei der die Instrumente und die menschlichen Stimmen verschmelzen und zu einem runden Ganzen werden, das mehr ist, als die Summe der Einzelklänge.

Für Stephanie Houtzeel ist es ein Segen, dass sie infolge der Erkrankung von Rachel Frenkel für alle Vorstellungen aufgeboten wurde. Man hört bei ihr die stetige Weiterentwicklung in der exponierten Rolle des Oktavian, in der ja die großartigen Rollenvorgängerinnen die Latte sehr hoch gelegt haben. In der dritten Vorstellung zeigte sie einen wesentlich differenzierten und kontrollirteren Einsatz ihrer kräftigen Stimme – sie ist auf dem Weg zu einer sehr guten sängerischen Interpretation. Darstellerisch meinen wir, dass etwas weniger mehr wäre.

Chen Reiss war diesmal eine gute Sophie mit klarem, hellem Sopran in der Rosenübergabe – Szene und mit Einfühlsamkeit im Finale – sowohl im Terzett als auch im Duett.

Jochen Schmeckenbecher sang einen unauffälligen und spielte einen überdrehten Faninal, die Leitmetzerin von Caroline Wenborne war aufgeregt und „gschaftig“ wie es die Rolle erfordert. Das Intrigantenpaar war mit Zoryana Kushpler und Benedikt Kobel darstellerisch und gesanglich sehr gut besetzt; die kleinen Rollen waren mit Alexandru Moisiuc (Polizeikommissar), Michael Roider und Gerhard Reiterer (Haushofmeister) sowie Marcus Pelz (Notar) vor allem schauspielerisch in bewährten Händen. Jinxu Xiahou zeigte eindrucksvoll, wie schwer diese kurze Rolle ist – vielleicht „opfert“ sich wieder einmal ein Weltstar im Range eines Johan Botha und zeigt uns, wie man mit dieser Arie Vergnügen bereiten kann.

Diese Rosenkavalier-Serie schließt die vorweihnachtlichen Richard Strauss Festspiele würdig ab und beweist aufs Neue, dass man sich in diesem Bereich keine Sorgen machen muss.

Maria und Johann Jahnas

 

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