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WIEN/ Staatsoper: DER FREISCHÜTZ

21.06.2018 | Oper


Camilla Nylund & Daniela Fally. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

20.06.2018   WIENER STAATSOPER: DER FREISCHÜTZ

Ich wollte eigentlich nicht in den Chor der Kritiker einstimmen, die diese Neuproduktion mit wenig Lob überhäuft haben, aber leider kommt man am Grundübel „völlige Werkverfehlung“ nicht vorbei, ohne als ahnungsloser Tor dazustehen. Ich will die vielen misslungenen Details, die schon geschildert wurden, nicht wiederholen. Ich bin froh, dass der Regisseur Christian Räth die letzte Konsequenz, ein letales Ende für alle Beteiligten – wodurch oder durch wen auch immer – , nicht in Erwägung gezogen hat. Auch von der Ausstattung von Gary McCann lässt sich nichts Erfreuliches berichten. Zu düster und zu rot sind die Szenen. Das ist keine romantische Oper, sondern eine finstere Katastrophe in Moll.

Wenn es gelingt, dem Orchester statt wunderbarer Melodien nur Kraftmeierei bei der Ouvertüre und bei der Nicht-Ganz-Wolfsschluchtszene zu entlocken, wenn es gelingt, einer fabelhaften Sängerin wie Daniela Fally als Ännchen jegliche Spritzigkeit, Lebendigkeit und Witz zu versagen, und wenn es gelingt, einen Sänger wie Andreas Schager als Max ausschließlich im Forte singen zu lassen – Tristan lässt grüßen -, dann ist etwas oberfaul im Haus am Ring. Auch bei Camilla Nylund als Agathe vermisste man das Innige, Lyrische, stattdessen hörte man deutliches Vibrato. Selbst ein Routinier wie Alan Held als Kaspar tat sich schwer, seinen immer noch imposanten Bass ordentlich in den Dienste des Bösewichts zu stellen.

Da bleiben eigentlich nur zwei Sänger, die das Prädikat sehr gut verdienen: Adrian Eröd verlieh dem Ottokar seinen unverwechselbaren Bariton, mit guter Bühnenpräsenz sang er die kleine Partie und rettet somit wenigstens das Schlussbild. Albert Dohmen präsentierte als Eremit seinen profunden Bass, der auch mit den tiefsten Tönen kein Problem hatte. Sein Auftritt in einem Lüster hatte einiges an Furchtlosigkeit vonnöten. Noch unangenehmer hatte es der hängende Samiel von Hans Peter Kammerer.

Tomas Netopil verwechselte Janacek mit Weber, ein bedauerlicher Irrtum. Sehr lange wird sich diese Inszenierung wohl nicht am Spielplan halten können.

Johannes Marksteiner

 

 

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