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WIEN/ Staatsoper: DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN

22.06.2014 | KRITIKEN, Oper

WIENER STAATSOPER:  DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN  am 21.6.2014

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Heinz Zednik als Hahn. Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn

Endlich wieder eine Inszenierung von Otto Schenk, sagen die einen. Noch immer keine Änderung seines Stils, sagen die anderen. Si tacuisses, sagt der Rezensent, denn man sollte das Ergebnis einer Regiearbeit beurteilen und nicht den Menschen, der dahintersteckt. Was ist also das Ergebnis dieser Produktion?

Ist es gelungen, einen Nicht-Stoff verständlich auf die Bühnen zu bringen? Ist es gelungen, die hervorragende Musik Leos Janaceks in dieser märchenhaften Szenerie bestmöglich zur Geltung zu bringen? Beides möchte ich bejahen, denn das bunte Bühnenbild und die fantasievollen Kostüme Amra Buchbinders bringen lebendiges Märchentheater, die Personenführung Marke Schenk ist vielleicht zu perfekt, das ist nicht wirklich überraschend. Im Orchestergraben wurde die folkloristisch-spätromantisch-moderne Musik mit Akribie gespielt, wobei Franz Welser-Möst die notwendige Balance zwischen lyrischen und dramatischen Passagen fand. Kleine Ausrutscher der Blechbläser konnten den guten Gesamteindruck nicht schmälern.

Auf der Bühne waren nur wenige herausragende Persönlichkeiten am Werk, aber ein gutes Kollektiv ist auch von Vorteil. Chen Reiss sang die Titelrolle mit viel Temperament, ihre Stimme passte gut zur Rolle, der von manchen geforderte dramatische Sopran wäre hier völlig fehl am Platz. Sehr gut konnte Gerald Finlay als Förster gefallen, weniger überzeugend war Wolfgang Bankl als Harasta, nicht ganz böse und doch nicht gut – eine Metapher, die zum Inhalt der Oper passt. Schön, auch den alten Haudegen Heinz Zednik wieder auf der Bühne zu sehen, der den farbenprächtigen Hahn bis zu dessen bitteren Ende spielen durfte. Das Publikum war begeistert, aber nur kurz. Lockte die Fußball-WM zu sehr?     

 Johannes Marksteiner

 

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