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WIEN/ Staatsoper: CARMEN

14.09.2016 | Oper

WIENER STAATSOPER: 13.09.2016    „CARMEN“

Die neue Spielzeit begann mit Altbewährtem, einer klassischen Inszenierung Franco Zeffirellis von Bizets Meisterwerk. Fast vier Jahrzehnte Aufführungsgeschichte, da gab es schon wesentlich schlechtere Aufführungen als diese. Philippe Auguin dirigierte das toll aufspielende Staatsopernorchester mit viel Gefühl und Temperament, stets um die richtige Dosierung der Lautstärke bemüht. Auch der Chor war an diesem Abend ein Pluspunkt, von wenigen Koordinationsmängeln mit dem Orchester abgesehen.


Cristina Pasaroiu (Micaela). Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Die Solisten sind nicht ganz so positiv zu beurteilen, da gab es doch einiges auszusetzen. Elena Maximova war eine Carmen, die den Zuseher nicht sonderlich berührte. Stimmlich war sie sowohl in den tiefen Regionen wie auch in der Höhe fast makellos, am besten gefiel sie aber in den eher lyrischen Momenten, und das sollte nun nicht eben eine perfekte Carmen ausmachen. Ein neuer Tenor in Wien, Brandon Jovanovich, ist mit einer kräftigen Stimme gesegnet, die er leider nicht optimal in die Rolle des Don Jose einbrachte. Im Duett mit Micaela zu Beginn war er wohl schon im letzten Akt angelangt, so martialisch hört man das „..un baiser de ma mere“ wohl nie. Auch die Blumenarie gelang nicht gut, zu unausgegliches war seine Stimme. Das Finale hätte sein Glanzpunkt sein können, aber da verließ ihn der Mut zur Attacke (oder die Kraft?). Es ist schwer zu beurteilen, welche Rollen ihm besser liegen würden.

Der Stern des Abends war Cristina Pasaroiu als Micaela. Sehr rollengerecht war ihr Bühnenauftritt und gesanglich ließ sie – vor allem in der Höhe – keinen Wunsch offen. Clemens Unterreiner sang den Escamillo anfangs recht bedächtig, vor allem die flache Mittellage enttäuschte doch einigermaßen. Auch hier zeigte sich, dass nur ganz wenige Sänger sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe gleich gut sein können. Ein weiterer Lichtblick war Hila Fahima als Frasquita, die mit ihrer glasklaren Stimme die Ensembleszenen dominierte. Alexandru Moisiuc war als Zuniga wenig erfolgreich, da wäre eine weniger raue Stimme durchaus wünschenswert.

Lauter und kurzer Beifall am Schluss, offenbar war das Publikum angesichts der hohen Temperaturen bestrebt, rasch ins Freie zu gelangen.  

Johannes Marksteiner      

 

 

 

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