10.3.2018: „RAYMONDA“ – ein Eintauchen in eine Welt purer Phantasie
Die Wiener Philharmoniker befinden sich auf Reise, und auf der Bühne der Staatsoper dürfen sich an solchen Tagen, so wie immer, die Tänzer des Hauses ein Spur bequemer ausbreiten. Nun …. bequem?
Es ist für das Wiener Staatsballett eine große, eine alle Kräfte abverlangende Herausforderung, welche zu gern angenommen wird. Zweite Aufführung in Folge des Klassiker-Oldies „Raymonda“ mit alternativer Besetzung – und da am ersten Abend diese höchst reizvolle und an abwechslungsreicher Bilderfolge überladene Show – richtiger: eine üppige wie phantasievolle Demonstration klassischen akademischen Balletts – ohne Bühnen- und Orchesterprobe bestritten werden musste, durften sich Tänzer wie Musiker schon um einiges sicherer fühlen.
Dirigent Kevin Rhodes konnte nun auch die narrative Kraft von Alexander Glasunows so schwungvoller wie melodienreicher Ballettmusik voll ausgelotet zur Wirkung bringen. Pure Tanzpoesie nobelster Art vermittelten Primaballerina Olga Esina bei ihrem überzeugenden Rollendebüt in der Titelpartie und ihr eleganter wie feinsinniger Partner Jakob Feyferlik. Rudolf Nurejews frühere „Raymonda“-Aufbereitung in kunstvollem Stil, ganz der Tradition des alten zaristischen Balletts folgend, setzt auf reine Schönheit in einer imaginären Phantasiewelt. Stimmig haben dies Alice Firenze, Ioanna Avraam, Vladimir Shishov in ihren Soli wie die ganze voll geforderte Kompanie verspüren lassen.
Meinhard Rüdenauer