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WIEN/ Ronacher: CATS – Neueinstudierung von Andrew Lloyd Webbers Erfolgsmusical. Premiere

 Und wieder hinauf in den Katzenhimmel 

22.09.2019 | Operette/Musical


Ensemble. Foto: DI.Dr. Andreas Haunold

Wiener Ronacher: Neueinstudierung von Andrew Lloyd Webbers Erfolgsmusical

„CATS“, 20.9. 2019 – und wieder hinauf in den Katzenhimmel 

Ist diesem buntscheckigen Katzenvolk unter dem nächtlichen Sternenhimmel ewiges Leben beschieden? Nun, ganz sicher, man darf diese Jellicle Cats nach wie vor lieben. Mungojerrie, Skimbleshanks und Rum Tum Tugger wird man wohl so lang gern haben, so lange dem heutigen Musical-Business eine gewisse Strahlkraft nicht verloren geht. Klar, diese wunderlichen „Cats“-Geburten sind ein grandioser künstlerischer Wurf. Und da auch die heute so entscheidende Vermarktung eines Produktes perfekt funktioniert …. also bitte, mit Grizabella zur denkwürdigen „Memory“-Melodie wieder hinauf in den Katzenhimmel und unten auf der schummrigen Müllhalde an den Späßen von Bustopher Jones erfreut oder vom Terror des schmierigen Macavity leicht geschockt.

Diese Anziehungkraft, welche dieses Katzenspektakel auszuüben vermag, woran mag es liegen? „Cats“ ist schon eine geniale aus englischer Phantasie gewachsenes Kreation. Literaturnobelpreisträger Thomas Stearns Eliot, der Erfinder dieser Streichelkätzchen in den 30er Jahren, hat seine geliebte Tierchenschar noch Practical Cats genannt. Jellicle Cats sind später daraus in Andrew Lloyd Webbers Londoner musikalischer Erfinderwerkstatt geworden. So ein bisschen marmeladig, geleeartig nun. Aber … es ist eine abwechslungsreiche Nummernfolge, ein Melodienschatz, welcher das Herz anspricht. Und solches, ja, das kann wohl man gebrauchen. 

Unzählige Einstudierung dieses Musical-Hits hat es seit der Londoner Uraufführung 1981 weltweit gegeben. Die Vereinigten Bühnen Wien steuern jetzt im Ronacher mit ihrem Revival von „Cats“ erneut einem Publikumserfolg zu. Aus Spielkätzchen sind nun Drillkätzchen geworden. Trevor Nunns Uraufführungs-Inszenierung und die so prägnante Choreographie von Gillian Lynne wurden aufgefrischt, durch einige Einlagen modifiziert. Ein vergrößertes Orchester etwa, kleinere Änderungen. Nicht zum Vorteil im atmosphärischen Aufbau der wechselnden Stimmungsbilder. Gewisse Längen waren am Premierenabend noch gegeben. Dafür aber: Die Bravour in der tänzerischen Einstudierung all dieser singenden Groteskgestalten ist verblüffend. Ganz schön zackig müssen sie ihre Aufwartungen machen, und ihre kessen Ballettdarbietungen überzeugen öfters mehr als die stimmlichen Liebreize.


Ana Milva Gomes. Foto: DI. Dr. Andreas Haunold

Unsichtbar hinter den Kulissen lenkt Dirigent Carsten Paap mit seinen Musikern und elektronischem Gedonner das episodenhafte Geschehen. Vorsichtig somit manche Tempi wählend. Ana Milva Gomez als Grizabella ist „Memory“ zugeteilt. Und viele Namen im rastlosen Ensemble, kaum heimischer Eigenbau darunter. So gerade im Getümmel des Jellicle Ball am ruppigen Katzenfell herausgezogen: Anna Carina Buchegger als spritziger Rumpelteazer, Hanna Kenna Thomas als noble Victoria, Stephen Martin Allan ist der wild herumspringende Mr. Mistoffelees. Nochmals: sie alle geben sich perfekt gestylt. Und, ja – man muss sie lieben.  

Meinhard Rüdenauer

 

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