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WIEN/ MuTh im Augarten: IL VIAGGIO A REIMS von G. Rossini- Masterstudiengang Oper

22.03.2014 | KRITIKEN, Oper

MuTh: „IL VIAGGIO A REIMS“ von G. Rossini –  Masterstudiengang Oper.  21.3. 2014


Copyright/ MuTh/Frederikke Kampmann

Was das Konservatoriums Privatuniverstität Wien an diesem zweiten von 4 aufeiander folgenden Abenden zum Besten gab, war schlichtweg begeisternd. Nicht dass alle 15 Solosänger perfekt gewesen wären oder der Welt schönste Stimmen anzubieten gehabt hätten – aber stilistisch wurde Rossinis köstliche Buffa, die eigentlich keine Handlung aufweist, makellos  wiedergegeben. Darüberhinaus waren sämtliche Damen und Herren sowohl vorteilhaft als auch stilgerecht bekleidet, die Personenführung hätte besser d.h. musikgerechter nicht sein können und das Ganze war ein riesiger Spaß, nicht vordergründig, sondern mit lockerer Eleganz und trefflicher Ironie präsentiert.

Niels Muus, der musikalische Leiter des Studentenorchesters, das im Hintergurnd der Bühne platziert war, offerierte Rossini im ständigen Fluss, mit natürlich anmutender Eloquenz die Sänger begleitend, fein abgestuft auf die Möglichkeiten der jungen Stimmen, konsequent auf die beiden großen Ensemble-Finali hinarbeitend, die dem Publikum natürlich den Applaus aus den Händen rissen, wie es sich für diesen Komponisten mit seine unwiderstehlichen Crescendi ziemt.

Um die Regie und künsterische Gesamtleitung hat sich Michael Pinkerton verdient gemacht, um die Produktionsleitung, Regieassistenz, Text und Übertitel  Stefanie Kopinits. Das bedeutet im Falle einer Oper mit 15 anspruchsvollen Solorollen, noch dazu in zwei kompletten Besetzungen, Arbeit, Arbeit und wieder Arbeit. Wenn das Ergebnis dann so natürlich wirkt, dass nur noch das Vergnügen daran übrig bleibt, dann weiß man: Da sind Vollprofis am Werk, wie man sie so manchem berühmten Operntheater immer wünschen würde.

Alle Sänger des multinationalen  Ensembles bewegten sich individuell und in der Gruppe typengerecht, immer ästhetisch und generell mit dem für diese große Farce nötigen Charme. Alle durften sich rollengerecht in Szene setzen, ohne dass sich jemand unpassend in den Vordergrund drängte. Besonders gelungen waren die Gruppenbewegungen, etwa, wenn alle auf der Bühne Anwesenden sich um eine Figur scharen, die etwas zu erzählen hat, diese Position wechselt und die ganze Gruppe mit tänzerischer Grazie folgt – alles konform mit der Musik. Und die witzig variierten Verbeugungstouren  setzten  der perfekt duchchoreographierten Schlussszene die Krone auf.

Es gab keinen Ausfall im Ensemble: Vanessa Lanche (Madame Cortese), Jay Kim (Contessa Folleville), Lilja Gudmundsdottir (Corinna), Wendy Wang (Marchese Melibea) , Fjola Niculasdottir (Maddalena), Thaina da Silva Souza (Modestina),  Chul Kim (Cavaliere Belfiore),  Tang Hanzhong (Conte di Libenskof), FrédéricPfalzgraf (Don Profondo),  Florian Boberski (Don Prudenzio), Ardalan Jabbari (Lord Sidney), Wonbae Cho (Don Alvaro), Ogulcan Cinar (Baron von Trombonok), Luo Hong (Luigino), Gezim Berisha (Antonio) sowie einige Chordamen und – herren.

Hintergrundprojektionen ersetzten komplizierte Bühnenaufbauten und einige wenige Sitzgelegenheiten und runde Tische vervollständigten den stimmungsvollen Rahmen für die Reise, die nie stattfindet. Großer Jubel für eine großartige Gesamtleistung!
Sieglinde Pfabigan

Weitere Aufführungen im MuTh heute und morgen um 19,30 Uhr. Der Besuch lohnt sich!

 

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