Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Musikverein/Gläserner Saal: LIEDERABEND CLEMENS UNTERREINER

Liederabend Clemens Unterreiner am 7.3.2014, Gläserner Saal, Musikverein, am Klavier: Ilse Schumann


Clemens Unterreiner. Foto: Website Unterreiner

 Clemens Unterreiner gab sein Debüt im Musikverein – in dessen Gläsernem Saal – mit einem mit viel Bedacht zusammengestellten, durchwegs ambitionierten „persönlichen Liederbuch“, welches Lieder von Franz Schubert, Hugo Wolf, Robert Schumann und – nach der Pause – von Albin Fries und Richard Strauss umfasste; begleitet wurde er am Klavier – wie schon zuvor bei anderen Konzerten – von der aus Südafrika stammenden Pianistin Ilse Schumann.

 Leise Zeichen einer Nervosität beim Erstauftritt im Musikverein – nur wenige Tag nach der Rückkehr des Sängers aus New York, wo er mit der STOP gastiert hatte – machten sich stimmlich nur in den allerersten Takten des Auftritts-Ständchens bemerkbar, dann klang die Stimme ungetrübt, jeder Takt saß.

 Besonders eindringlich wurde Schuberts „Erlkönig“ – hier gelang Unterreiner stimmlich und darstellerisch ein beängstigendes Portrait des kindermordenden Geisterkönigs. Nach dem Schubert-Programm, das mit einem gewohnt höhensicheren „Atlas“ endete, folgte Hugo Wolf, bei dem Unterreiner auch immer wieder seinen Charme und Witz ausspielen konnte, im „Musikant“ wie in der „Verschwiegenen Liebe“ oder auch beim letzten Lied dieses Abschnitts „Wie viele Zeit verlor ich“. Sodann der romantische Teil – Robert Schumann – „Du bist wie eine Blume“, „Die Lotosblume“, ein melancholisches „Ich grolle nicht“ und die „Widmung“ – der Applaus danach war bereits stürmisch.

 Nach der Pause sang Unterreiner drei für ihn komponierte „Lieder für Bariton“, nach Texten von Eichendorff, Hesse und Zweig, von Albin Fries, zwei davon Uraufführungen. Diese brachten alle Vorzüge seiner Stimme voll zur Geltung, die charakteristische Stimmfärbung, die wohlklingende Mittellage, die sicheren Höhen, die Wortdeutlichkeit – es war dies vielleicht ein Höhepunkt eines überaus gelungenen Konzertabends. Der Komponist, Schüler von Leonard Bernstein, Studienleiter an der STOP, dessen umfangreiches Werk auch immer wieder von Sängern der STOP interpretiert wird, war im Publikum und mit Interpretation und Applaus sichtlich zufrieden.

 Im letzten Abschnitt einige der bekanntesten Strauss-Lieder – hervorzuheben die „Heimliche Aufforderung“, „Morgen!“ „Wie sollen wir geheim sie halten“ und zum Schluss ein strahlendes „Ständchen“, das den offiziellen Teil beendete. Als Zugaben die „Forelle“ – gewidmet seiner Mutter, die dieser Tage Geburtstag feierte – und zuletzt die „Zueignung“, mit Dank an das Publikum in den letzten Takten.

 Ausgezeichnet am Klavier Ilse Schumann, die sensibel und äußerst sicher den Sänger begleitete, und dabei in allen Vor- und Nachspielen, die besonders Schubert und Strauss dem Pianisten geschenkt haben, ihre Interpretationskunst zeigte.

 Großer Erfolg beim Publikum, es wäre zu wünschen, dass Unterreiner seine im Programmheft geäußerte Entscheidung gegen einen Liederzyklus einmal revidiert.

  S. Kosesnik

 

Diese Seite drucken