Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Musikverein/ Großer Saal: ELEGIE EINER LIEBENDEN: LIEDERABEND VON ELINA GARANCA

11.02.2016 | Konzert/Liederabende

Musikverein/ Großer Saal: ELEGIE EINER LIEBENDEN: LIEDERABEND VON ELINA GARANCA IM GOLDENEN MUSIKVEREIN (10.Februar 2016)


Elina Garanca. Foto: Youtube

Die Auftritte von Elina Garanca in Österreich werden rarer und deshalb gestürmt wie ein Pop-Konzert. Wann hat man für einen Liederabend mit Werken von Johannes Brahms, Henri Duparc und Sergej Rachmaninow einen ähnlich überfüllten Goldenen Saal erlebt ? Elina Garanca schafft es – gemeinsam mit dem exzellenten britischen Pianisten Malcolm Martineau – und erzeugt vom erstem Moment nach ihrem Auftritt eine atemlose Spannung, die das obligate Husten völlig verstummen lässt und das anspruchsvolle Programm zu einer „Seelenwanderung“ zwischen „Elegie“ und „Weltschmerz“ verwandelt. Die lettische Sängerin hat schwere Monate hinter sich und in ihren Programmen deutet sie dieses Ringen um den Sinn des Leids an. Zugleich bereitet sie einen Fachwechsel vor (hin zu Eboli und Dalilah) und das Timbre ihrer kostbaren Stimme ist dünkler und vielfärbiger geworden. Mitten in die Farben mit dem Feuer von Brillanten tauchen nun rubinrote oder orangenfärbige Elemente auf. Vor der Pause also Brahms: zum Auftakt „Liebestreu (Text von Robert Reinick)“: „Und die Treu, s’war nur ein Wort, in den Wind damit hinaus.“   „ O Mutter, und splittert der Fels auch im Wind, meine Treue, die hält ihn aus“. Wer Ohren hat zu hören, wer Gefühle versteht – hier lässt eine große Seele einen Blicks  tief ins Innerste zu!  Weiter geht’s auch fallweise heiter. „Liebe und Frühling“ (Heinrich Hoffmann von Fallersleben) bis hin zu „Ruhe, Süßliebchen im Schatten“ (Text Ludwig Tieck) bis hin zur Mainacht (Text Ludwig Hölty) – insgesamt 11 Lieder von Johannes Brahms. Nach der Pause der Zeitgenosse von Camille Saint-Sans: Henri Duparc. Er klingt wie ein „missing link“ zwischen Massenet und Debussy. Und die Themen seiner – auf Französisch vorgetragenen – Lieder passen sich dem heimlichen Motto „Elegie einer Liebenden an“: „In das Land, in dem der Krieg tobt“ (Text  Theophil Gautier/ Michael Rössner) oder „Ekstase“(Jean Lahor/Desiree Hornek).Im Schluss-Drittel dann  Sergej Rachmaninow –man kann ihn als Vorläufer von Dmitrij Schostakowitsch interpretieren oder als „missing link“ zu Sergej Prokofiew Jedenfalls wird der Stimm-Einsatz in Richtung Oper ausgeweitet, Die Höhen  der Garanca strahlen wie glühende Lava, die Elegie  und Melancholie dominiert auch jetzt: „Ich liebte zu meinem Kummer“ (Text Alexeij Pleschtschejew/Dr.Rössler) oder  „Wehmütige Nacht“(Iwan Bunin/Dr.Rössner) geben die Linie vor. Zuletzt großer, intensiver Jubel, Zugaben u.a. aus Lettland und schließlich Richard Strauss: „Und morgen wird die Sonne wieder scheinen“… Der Glücksfall einer großen Sängerin mit großer Seele.

Peter Dusek

 

Diese Seite drucken