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WIEN/ Musikverein: ELINA GARANCA: VON DER SCHWERMUT EINES LIEBESTRAUMS

11.04.2018 | Konzert/Liederabende

Wien

Musikverein-Großer Saal: ELINA GARANCA: VON DER SCHWERMUT EINES LIEBESTRAUMS (10.4.2018)

Sie macht sich in Wien seit einigen Jahren rar – die lettische Diva Elina Garanca. Aber der Andrang des Publikums ist unverändert, die Begeisterung ebenfalls. Und der Fachwechsel – hin zu dramatischen Rollen wie Eboli, Santuzza oder Dalila- erweitert auch das Spektrum ihrer Liederabende. Neben Schumann’s „Frauenliebe und Leben“ wählt sie sich diesmal die Wesendonck-Lieder von Richard Wagner und die Rückert-Lieder von Gustav Mahler. Und spielt dabei ihre Vorzüge besonders eindrucksvoll aus: die Stimme hat an Volumen zugelegt, die Höhe strahlt wie eh und jeh, die „tiefen Töne“ klingen wie eine Glocke (etwa bei „Mitternacht“); und Elina Garanca kombiniert Wortdeutlichkeit und elegische Schwermut mit der Poesie der Texten von Rückert, Chamisso oder Mathilde Wesendonck: das Ergebnis ist eine „Elegie eines Liebestraums“, perfekt begleitet vom britischen Star-Pianisten Malcolm Martineau! Ein Liederabend der besonderen Art: am Schluss gibt es Blumen, Standing Ovations und ehrlichen Jubel. Elina Garanca beginnt – ganz in Schwarz –  mit Robert Schumann und fünf Liedern aus dem Liederkreis „Myrthen“  (Opus 20); dann folgt „Frauenliebe und Leben“ (Opus 42). Der Schwerpunkt liegt diesmal mehr im zweiten – zuletzt tragischen Teil: nicht „Er, der herrlichste von allen“ ist der Höhepunkt, sondern das „Mutterglück“ („An meinem Herzen, an meiner Brust“) und – schließlich als fassungslose Erstarrung über den plötzlichen Tod ihres Geliebten– das „Nun hast du mir den ersten Schmerz getan“. Nach der Pause  – jetzt mit einer orangen Robe  – zunächst Richard Wagner: jetzt spielt sie ihre „neuen Stärken“ erst so richtig aus. Ich höre bereits Ortrud oder Kundry beim nächsten Karriere-Sprung. Diese Prachtstimme blüht immer mehr auf, technisch scheint sie untadelig zu sein. Und dann ein neuerlicher Höhepunkt: Gustav Mahlers Rückert Liedern, mit Hits wie „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ oder „Du hältst die Wacht um Mitternacht“. Erinnerungen an die große Zeit von Christa Ludwig werden wach. Zuletzt atemlose Stille, Ergriffenheit ohne Pathos und drei Zugaben: zwei von Alban Berg und eine von einem lettischen Komponisten. Man darf sich auf die „Samson und Dalila“-Premiere am 12. Mai freuen.

Peter Dusek

 

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