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WIEN/ Musikverein: ANNA BOLENA mit phänomenaler Gruberova – konzertant

03.01.2013 | KRITIKEN, Oper

Wien Musikverein: PHÄNOMENALE EDITA GRUBEROVA ALS „ANNA BOLENA“ VON GAETANO DONIZETTI  (3.Jänner 2013)

Sie widerlegt tatsächlich die Naturgesetze der Bühne – Edita Gruberova trat anlässlich ihres 45jährigen Jubiläums  gestern im Goldenen Musikvereins-Saal als Anna  Bolena von Gaetano Donizetti auf, war in der Form ihres Lebens  und versetzte ein Publikum, das zur Hälfte noch nicht geboren war, als die Gruberova zunächst in Bratislava und dann in  Wien eher zögerlich ihre Karriere begann, in einen  wahren Taumel 
der Begeisterung.  Warum sie diese Primadonnen-Oper, die nur von Ausnahmekünstlerinnen wie der Callas, der Sutherland , der Caballé oder  Anna Netrebko mit  Erfolg  aufgeführt  wurde, nicht in der Wiener  Staatsoper realisierten durfte, kann man eigentlich nicht  verstehen. 

Die Anna Bolena war mit  dem Duo Netrebko-Garanca wohl  einer der größten Erfolge der Ära Dominique Meyer. Beim Gastspiel der Wiener Staatsoper in Japan im vergangenen Herbst  triumphierte Edita Gruberova in der Titelpartie, nur für eine  geradezu logische Parallel-Serie im Haus am Ring reichte es nicht. Edita Gruberova revanchierte sich auf ihre Weise mit der gestrigen konzertanten Vorstellung und  wird  – quasi als Draufgabe – im kommenden Februar in einer Bellini-Partie in Wien  debütieren, die nur Raritäten-Spezialisten kennen: „La straniera“ – eine Rolle, in der man sie in ein paar Jahren im Theater an der Wien auch mit Kostüm und Maske erleben wird. Das Gruberova-Straniera -Debüt fand übrigens im vergangenen Sommer in München mit großem Erfolg statt. Dabei braucht die die slowakische Diva wahrlich keine Kostüme und Bühnenbilder. Die gestrige  Anna Bolena bot große „Gefühlsoper“ samt Koloratur-Virtuosität und lieferte – was die Partner betrifft –
musikalisch  ebenfalls hohes Niveau.

Edita Gruberova hatte diese konzertante Anna Bolena-Version bereits  Mitte Dezember in München herausgebracht. Der hochtalentierte  Pietro Rizzi leitete das Münchner Opernorchester und den Münchner Opernchor. Die übrigen Solisten gehörten zur „Gruberova-Gemeinde“, die  ja seit Jahren das Repertoire erweitert und den CD- und DVD-Markt bereichert.  Als Heinrich VIII machte der Italiener Ricccardo Zanellato Eindruck, Sonja Ganassi war eine hochkarätige Giovanna Seymour ( die man nur nicht mit der Ausnahmekünstlerin Elina Garanca vergleichen darf), Hagar Shevit war ein Smeton mit Samt-Mezzo –Timbre und der Tenor war einmal mehr José Bros. Der  spanische Tenor ist ein echter Partner von Edita Gruberova geworden, die Stimme ist gewachsen, die Höhe sicher, die Agilität der Koloratoren beeindruckend. Leider übernahm er sich bei der Anna-Bolena-Gala am 3. Jänner 2013. Ausgerechnet im Finale seiner großen Arie kippte die Stimme, fehlte der Höhepunkt. Da wurde  einem klar, welche Ausnahmeerscheinung Edita Gruberova ist. Seit 37 Jahren (seit ihrem Druchbruch als Zerbinetta 1976) singt sie die schwierigsten Rollen, die Gefühlstiefe hat zugenommen. Und fast nie muss man um Töne oder Phrasen zittern. Edita Gruberova wird am 8.und 18.Februar 2013 im Goldenen Musikverein in Bellinis „La straniera“ debütieren – und man darf  sich ohne jede Einschränkung auf dieses „Event“ freuen.

Peter Dusek

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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