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WIEN/ Konzertsaal Augarten: DER JUNGE UND DAS MEER von Benjamir Britten

07.11.2013 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Musiktheater der Wiener Sängerknaben: „Der Junge und das Meer“ von Benjamin Britten (Vorstellung: 7. 11. 2013)

 
Szenenbild aus „The Golden Vanity“, das von den Wiener Sängerknaben im Konzertsaal im Augarten szenisch aufgeführt wurde (Foto. Lukas Beck)

Zum 100. Geburtstag von Benjamin Britten führten die Wiener Sängerknaben im MuTh-Konzertsaal im Wiener Augarten ein eigens für die Buben komponiertes Musiktheater auf. Unter dem Titel „Der Junge und das Meer“ wurde ein Pasticcio gebracht, das neben zwei Walzern und fünf Liedern als zentrales Stück  „The Golden Vanity“ zeigte, das Benjamin Britten im Jahr 1966 eigens für die Wiener Sängerknaben komponierte und das 1967 beim Aldeburgh-Festival uraufgeführt wurde, wobei er selbst dirigierte.

Der Inhalt dieses „Seebären-Stücks“, dessen Libretto Colin Graham nach einer 400 Jahre alten englischen Ballade verfasste, kurz zusammengefasst: Das Schiff „Der Goldene Papagei“ ist – beladen mit Gold und anderen Schätzen – in der Nordsee unterwegs und begegnet einem fremden Schiff mit blutroten Segeln und einer Totenkopffahne. Es kommt zum Kampf mit den Piraten, wobei der Großmast des „Goldenen Papageis“ zerbirst. Da das Schiff dadurch manövrierunfähig ist, fasst ein Schiffsjunge, der Cabin Boy, den Plan, das Piratenschiff, auf dem bereits siegestrunken gefeiert wird, zu versenken. Der Kapitän verspricht ihm bei Gelingen des Plans Gold und Silber und, als der Junge das ablehnt, die Hand seiner Tochter. Der Junge schwimmt zum Piratenschiff und bohrt drei Löcher in den Rumpf. Als er danach erschöpft zurückschwimmt, verbietet der Kapitän, ihn an Bord zu hieven, um sein Versprechen nicht einlösen zu müssen. Als ihn seine Freunde dennoch an Bord holen, atmet er kaum noch. Als der Schiffsjunge wieder zu sich kommt, kehrt er zu den Piraten zurück, da er sie für die besseren Kameraden hält, die es zu leben verstehen. Und darauf kommt es doch schließlich an.

Die Inszenierung des Stücks stammte von Christiane Lutz, die sich des Puppenspielers Nikolaus Habjan bediente, der auf meisterhafte Art die Puppe mit dem Konterfei von Benjamin Britten aus seinem Leben erzählen lässt. Eine nette, die Szene belebende Idee, die nicht nur beim jungen Publikum gut ankam. Die Regisseurin lässt das Werk zuerst in einem Klassenzimmer der 1920er Jahre in England spielen, ehe die Sängerknaben für „The Golden Vanity“ zu Seemännern und Piraten werden (Ausstattung: Natascha Maraval). Auffallend die gute Personenführung der Sängerknaben, die mit wunderbarem Engagement ihre Rollen spielten und sangen. Die zum Werk passenden Kostüme schuf  Susanne Koch, für die Videosequenzen, die im Hintergrund das Meer bildhaft auf die Bühne zauberten, sorgte Benny Heinzl.

Die musikalische Leitung der Vorstellung lag bei Jimmy Chiang, der die Einsätze der Wiener Sängerknaben mit betont ruhiger Hand gab. Er war von 2009 bis 2012 Kapellmeister am Theater Freiburg und ist seit heuer Kapellmeister der Wiener Sängerknaben sowie Leiter des Haydn-Chors. Am Klavier spielte der junge, wohl hochbegabte Lukas Sternath.  

Lang anhaltender Applaus des begeisterten Publikums, das auch mit Bravo-Rufen nicht geizte. Besonders viel Beifall heimste verdientermaßen der blutjunge Pianist Lukas Sternath ein.

Udo Pacolt

 

 

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