Wien/ Konzerthaus: GLANZVOLLER VERDI-ABEND MIT ROLANDO VILLAZON (12. Mai 2013)
Drei Monate lang ist Rolando Villazon äußerst erfolgreich derzeit in Sachen „Verdi“ unterwegs – seine Europa-Tournee mit dem Tschechischen National-Symphonieorchester und dem temperamentvollen russischen Dirigenten Guerassim Voronkov begann in Hamburg, ging weiter über Paris. Berlin und Prag. Und wird nach Wien noch London, Amsterdam und Barcelona als 15. Stadt erreichen. Und die zahllosen Villazon-Fans können zu Recht glücklich sein. Der mexikanische Tenor hat wieder zu sich gefunden. Seine Haare sind kürzer geworden, er wirkt gelöst und echt fröhlich. Und er ist stimmlich in Bestform – aber vor allem: er hat offenbar gelernt, sich nicht mit seiner eigenen Vergangenheit im Wege zu stehen. Deshalb fehlen bei einem reinen Verdi-Programm sowohl Traviata, Rigoletto oder Don Carlos (das angekündigte Arioso wurde kurzfristig weggetauscht ). Und viele der Stücke – etwa aus Oberto, Corsaro oder Lombardi, sind nur den Belcanto-Spezialisten ein Begriff. Aber immerhin, die Arien des Rodolfo aus Luisa Miller ,die Macduff-Arie aus Macbeth oder eine Szene aus Vespri Siciliani gehören zum Tenor-Standard-Repertoire. Und Rolando Villazon kann da mit den besten Einspielungen mithalten. Nicht für Puristen, die hören wohl zu viel Manierismen, zu viele „malträtierte“ Töne. Aber für diejenigen, für die Oper die Vermittlung von Gefühlen bedeutet, ist er nach wie vor ein ganz Großer. Angst und Eifersucht, Geborgenheit und Fröhlichkeit, Erotik und wildes Werben. Kein andere Tenor kann so viele unterschiedliche Regungen der Seele hintereinander zu Gehör bringen. Mag sein, dass er oft übertreibt, dass der Lagenwechsel nicht immer optimal ist. Und immer singt er so. als müsse er durch sein Musizieren sein bedrohtes Leben retten.
Das Publikum geriet gestern einmal mehr außer Rand und Band, am Ende gab‘s die obligaten „standing ovations“, dazwischen kommen Blumen-Strauß-Spiele dran. Villazon, der Jongleur, Charmeur und Clown- seine Fans wollen ihn so ! Als Zugabe gibt es Verdi-Lieder, die Luciano Berio vertont hat, das tschechische Orchester begeisterte unter Guerassim Voronkov auch mit Ouvertüren ohne vokale Unterstützung . Aber der Abend gehörte dem 41jährigen Tenor. Man wird von Rolando Villazon wohl noch viel erwarten könnrn.
Peter Dusek