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WIEN/ Konzerthaus / "Resonanzen": "ZWISCHEN KOGGE UND KONTOR". Ensemble "Tasto Solo

26.01.2018 | Konzert/Liederabende

WIEN/ RESONANZEN im Mozartsaal des Konzerthauses

  1. 1. 2018: „ZWISCHEN KOGGE UND KONTOR“ Ensemble „Tasto Solo

Spezielle Marienverehrung in den Hansestädten vor und weit vor der Reformation. Wieder sehr interessant die schönen Werke diverser Anonymi, vom 13.Jhdt bis zum späten 15.Jhdt. Teilweise rein instrumentale Stücke, ebenso für Sologesang a capella, sowie vielstimmig und mit instrumentaler Begleitung.

Von Bartolomeo Bruolo weiß man nahezu gar nichts,  außer das er um 1435 auftauchte. Sein instrumentales „Entrepris suis“ ist aus dem „Scheldischen Liederbuch“, dieses liegt in der Bayrischen Staatsbibliothek München auf. Ebenso befindet sich auch ein Teil des Schaffens von Walter Freye der um 1474 verstorben ist, in München. Und zwar im „Buxheimer Codex“. Als Musiker wirkte er lange Zeit am Brüsseler Hof, bei Karl, dem Kühnen. Wunderschön sein „Ave regina caelorum“. Den Engländer John Dunstable (ca.1390 – 1453) könnte man als Universalgelehrten bezeichnen, sein Wissen galt nicht nur der Musik, er war auch an Astronomie, Mathematik und vielem anderen interessiert. Er wirkte an vielen Höfen in seiner Heimat England, er begleitete natürlich seine Dienstgeber viel auf großen Reisen und hatte somit auch Kenntnis vom Stil der italienischen und französischen Kompositionen. Seine Musik war ebenso weltlich wie sakral., also Tänze, Liebeslieder sowie innigste Marienverehrung. Seine zum Konzert gehörten Arbeiten sind in München im „Codex St. Emmeram“, in Bologna im Museo Internationale e Biblioteca della musica und in Florenz Biblioteca Nazionale Centrale zu finden. Er versuchte den Stil zu erneuern und beeinflusste zum Beispiel einen der Meister der Frührenaissance wie Guillaume Dufay. Wenig bekannt ist die Jugend von Jean (Johannes) Pullois (ca. 1430 – 1478), erst Ende der 40er Jahre seines Jahrhunderts bemühte er sich um eine Stelle am Hof von Burgund. Da wurde aber abgelehnt und so begab er sich nach Rom, wo er über zwanzig Jahre als Mitglied der päpstlichen Kapelle wirkte. Er gilt als franko – flämischer Komponist und Sänger der Frührenaissance. Sein „Beata Maria“ ist im „Scheldischen Liederbuch“ zu finden.

Die musikalische Umsetzung wurde vom Ensemble „Tasto Solo“ unter seinem Leiter, dem Katalanen Guillermo Perez instrumental hervorragend interpretiert. Der Chef selber spielte das Organetto, eine mittelalterliche Trageorgel mit einem Blasbalg, David Catalunya war an der gotischen Orgel, einem relativ großen Instrument mit drei Blasbälgen, und am Clavisimbalum, vielleicht ein Vorläufer für größere Tasteninstrumente. Die Fidel, ein mit dem Bogen gespieltes Lauteninstrument spielte Pau Marcos. Reinhild Waldek war an der Schossharfe. Die drei Blasbälge und die Orgelglocken oblagen Patricia Kemmer. Die Sopranistin Barbara Zanichelli mühte sich sehr um die schönen Marienlieder, die Stimme ist technisch noch sehr unfertig, und opernhaft sollte der Vortrag auch nicht klingen. Sehr gut dagegen die beiden Männerstimmen von Albert Riera und Riccardo Pisani. Es ist immer wieder spannend, wie viele Instrumente es in dieser Zeit gab, wenige blieben erhalten, für mich ein Rückschritt, weil immer kräftiger und lauter ist keine Bereicherung.

Elena Habermann

 

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