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Wien/ Konzerthaus: „RESONANZEN“ 9. Gebot – „Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib“

26.01.2020 | Konzert/Liederabende

25.1.2020: Konzerthaus 9.Gebot / Konzert „RESONANZEN“

 

Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib

Allzu abwegig ist die Assoziation zu Zeus/Jupiter beim neunten Gebot zwar nicht, war der doch bekanntlich weiblichen Reizen gegenüber ziemlich empfänglich. Warum sich allerdings der griechisch-römische Chef an Gebote seiner jüdisch-christlichen Konkurrenz halten sollte, bleibt ungeklärt. Allerdings bot das Programm die Chance ein frühes spanisches Musiktheater kennen zu lernen. Ein erster Blick auf den umfangreichen Text, der immerhin von Calderón de la Barca stammt, ließ Befürchtungen hochkommen, dass das ein endloser Abend werden würde. Händel hätte mit so viel Text eine mindestens achtstündige Oper gemacht. Aber Händel war ja im Uraufführungsjahr 1653 noch nicht einmal geboren und auch die da capo-Arie war noch nicht in Mode. Dem Werk „Las Fortunas de Andrómeda y Perseo“, dessen Musik Juan Hidalgo zugeschrieben wird, ist eher Monteverdi Vorbild, dessen letzte Werke ja erst 10 Jahre alt waren. Dazu wird ein beachtlicher Teil des Textes nicht gesungen, sondern gesprochen und das in Spanisch, welches sich ohnedies durch hohes Sprechtempo auszeichnet, so dass der Prolog und die drei Akte nur rund 80 Minuten in Anspruch nahmen.

Im Prolog stellen sich die Künste vor und der unglückliche Atlas beklagt sein Schicksal, die Bürde der gesamten Welt tragen zu müssen. Das bietet Elias Arranz die einzige Möglichkeit, seinen virilen Bariton zu präsentieren. Die Sternzeichen versprechen ihm, ihn von seiner Last zu befreien. Den Hörern der Uraufführung waren die mythologischen Zusammenhänge sicher geläufiger als dem heutigen Publikum. Perseus ist der Sohn der Danae und des Jupiter, der sich ihr als Goldregen genähert hat. Er weiß aber nichts von seiner Abstammung und Pallas und Merkur beschließen, ihn darüber aufzuklären. Obwohl die Zwietracht versucht, das zu verhindern, erlebt Perseus in der Höhle des Morpheus (der von dem Countertenor Gabriel Diaz gesungen wird) ein Flashback, wo er seine Mutter Danae mit ihren Dienerinnen singt und der Goldregen eindringt. Perseus kennt sich natürlich nicht wirklich aus, wird aber von Pallas und Merkur mit Zaubertrank und Spiegelschild ausgerüstet und zum Kampf gegen Medusa ermuntert. Nachdem er Medusa und ein Seeungeheuer besiegt hat und er sonst nichts mehr zu tun hat, beschließt er, Andromeda, welche geopfert werden soll, zu retten und das Werk geht mit einem großen Ensemble zu Ende.

Perseus ist eine Sprechrolle und wird von dem Schauspieler Javier Laorden sehr temperamentvoll gestaltet. Für zwei kleine Rollen, die er auch gestaltet, wechselt er seine Kopfbedeckung, sowie die Soprane Monica Piccinini, Eugenia Boix, Aurora Peña und Lina Marcela López sich bei Bedarf Schleifen mit den passenden Rollennamen umlegen. Lustig ist, dass das Ensemble den Namen La Grande Chapelle trägt, hier aber nur mit einer instrumentalen Minimalbesetzung antritt. Sara Ruiz mit der Viaola da gamba ist die Stimmführerin, unterstütz von Maria Ferré mit wechselweise Gitarre und Theorbe und Manuel Vilas an einer spanischen Harfe. Die Perkussionsinstrumente (für einen einzigen Einsatz auch eine Windmaschine) wurden von Onofre Serer gespielt und die Gesamtleitung oblag Albert Recasens.

Das traditionelle Resonanzen-Menu der Firma Weinzierl war diesmal am Samstag und ließ einer Selleriecremesuppe mit Conchiglione mit Salsiccia und Broccoli, einer Shakshuka mit Pitabrot und einem Rindfleischeintopf ziemlich rustikale Hauptspeisen folgen. Panna cotta und ein weißes Schokoladenmousse bildeten den Nachtisch.

Wolfgang Habermann

 

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