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WIEN/ Konzerthaus „RESONANZEN 6. GEBOT: Du sollst nicht die Ehe brechen“

24.01.2020 | Konzert/Liederabende

23.1.2020: Konzerthaus 6.Gebot / Konzert „RESONANZEN“

 Du sollst nicht die Ehe brechen

Verblüffend, wenn für das Gebot, das lange Zeit in der katholischen Kirche fast als das wichtigste Gebot angesehen wurde und bei einer Befragung wohl an erster Stelle genannt würde, ausgerechnet hinter Klostermauern gegangen wird. Aber aus katholischer Sicht sind Nonnen Bräute Christi und der Schauspieler Gerd Wameling liest sehr launig eine Geschichte aus dem Kloster San Lorenzo in Bologna aus der Zeit um 1580. (Wer den sehr informativen und lockeren Text verfasste, verrät das Programmheft leider nicht.) In diesem Kloster waren viele adelige Nonnen, die außer dem täglichen Messebesuch keine Aufgaben hatten und sich der Musik widmeten. Dabei verstießen sie zwar gegen ziemlich alle Vorgaben der Obrigkeit, fanden aber auch immer wieder hohe Würdenträger, die ihre künstlerischen Ambitionen verteidigten. Die Capella de la Torre brachten die verschiedensten Werke, die sich vermutlich in der Klosterbibliothek befanden und die bei weitem nicht nur geistliche Themen behandelten. Schöpfer dieser Werke waren Komponisten von Clemens non Papa bis zu Andrea Falconieri. Warum das Wort Schalmeientöne in der Literatur so positiv besetzt ist, wird einem klar wenn man Katharina Bäuml, die Leiterin der Capella hört. Sie wird unterstützt von Hildegard Wippermann, die meist einen Altpommer, manchmal aber auch Flöte spielt. Regina Hahnke mit dem Dulcian und Tural Ismayilov, der auf der Posaune auch bei Gelegenheit so richtig swingt und sozusagen einen Zeitsprung in die Gegenwart riskiert, sind die weiteren Blasinstrumente. Die unbedankteren, aber wesentlichen Aufgaben des Continuo übernehmen Martina Fiedler an der Orgel und Johannes Vogt mit der Laute. Naturgemäß ist da der Perkussionist Peter A.Bauer bevorzugt, da er immer wieder Gelegenheit hat, sich spektakulär zu präsentieren. Bei den vielen Liedern im Programm braucht es natürlich auch eine Sängerin. Das war die Amerikanerin Margaret Hunter, die mit zwei Stimmen angereist kam. Im oberen Register erinnert die Stimme an Kren (Meerrettich). Sie ist weiß und scharf. Die unteren Register sind oft nur knapp über der Hörbarkeitsgrenze. Da trägt die Stimme auch im kleinen Mozartsaal überhaupt nicht.

Wolfgang Habermann

 

 

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