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WIEN/ Konzerthaus: JONAS KAUFMANN – "Du bist die Welt für mich"

15.05.2015 | Konzert/Liederabende

WIEN: JONAS  KAUFMANN  – „DU BIST DIE WELT FÜR MICH“                      Großer Konzerthaussaal   14.5.2015

Den in der auslaufenden Saison in Wien lediglich auf dem Konzertpodium präsenten Jonas Kaufmann führte eine Tournee dankenswerter Weise auch nach Wien, wo er sich in der letzten Veranstaltung des „Great Voices“-Zyklus‘ seiner jüngsten Beschäftigung mit der sog. „leichten Muse“, welche in Wahrheit eine sehr schwierige ist, widmete. Um es bereits vorwegzunehmen, er reüssierte auf der ganzen Linie, was v. a. daran lag, dass er die Lieder bzw. Arien (9 an der Zahl plus 4 Zugaben) ernst nahm, und v. a. mit gefühlvoller Gestaltung ganz in sie eindrang. Das war aber nur dadurch möglich, weil seine souveräne Stimmtechnik ihm alles erlaubte, so dass nicht einmal der eine oder andere Hüstler seiner Leistung etwas anhaben konnte. Als nur ein Beispiel sei Lehárs Lied vom blauen Himmelbett aus „Frasquita“ angeführt, dem andere heutige Tenöre nichts Gleichwertiges entgegen zu setzen haben, und das der unübertrefflichen Plattenaufnahme von Nicolai Gedda schon sehr nahe kam. Das war einschmeichelnde Sinnlichkeit pur. Ansonsten bekam man strahlend Auftrumpfendes, wie das erste Lied des Octavio aus „Giuditta“, ebenso zu hören wie empfindsam Lyrisches („Es muss was Wunderbares sein“ von Benatzky oder „Irgendwo auf der Welt“ von Heymann), wo seine Pianophrasen nicht artifiziell wirkten, sondern in seine Gesamtinterpretation eingebunden wirkten.

Das dem Großteil seiner dem Konzerttitel entsprechenden CD- und DVD-Veröffentlichungen entnommene Programm sah weiters Tassilos Wien-Lied aus der „Gräfin Mariza“ sowie Taubers „Du bist die Welt für mich“ (beide mit piano angesetztem und dann ins forte anschwellenden finalen Spitzentönen), natürlich Lehárs Paganini-Erzählung von den gern geküssten Frauen, Mays bekanntes Joseph Schmidt-Lied, welches um die Welt geht, zwei Lieder von Robert Stolz, Spolianskys Jan Kiepura-Schlager „Heute Nacht oder nie“ sowie „Dein ist mein ganzes Herz“ vor, bei dem sich zuletzt alle Vorzüge Kaufnanns quasi vereinigten. Das nicht zu beruhigende Publikum wurde am Schluss mit einer Wiederholung der „Giuditta“-Arie “Freunde, das Leben ist lebenswert“ nach Hause geschickt.

Da das Münchner Rundfunkorchester eine sehr gute Leistung bot, was es auch in diversen Walzern und Ouvertüren von Lehár und Kálmán sowie dem „Fühjahrsparade“-Marsch von Stolz unter Beweis stellte, und der Pfälzer Dirigent Jochen Rieder, wie Helmut Deutsch bei Liedprogrammen am Klavier ein ständiger Orchester-Partner von Kaufmann, beachtliches Gespür für das Genre zeigte, war das ein Abend, der ehrlich zu begeistern vermochte.

Gerhard Ottinger

 

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