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WIEN/ Haus der Musik: BERNSTEIN-WAGNER-FREUD: HOCHKARÄTIGES IM HAUS DER MUSIK

19.10.2018 | Konzert/Liederabende

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Leonard Bernstein. Foto: Haus der Musik/ Copyright: Paul de Hueck

Wien1, Haus der Musik

BERNSTEIN-WAGNER-FREUD: HOCHKARÄTIGES IM HAUS DER MUSIK (18.10.2018)

Leonard Bernstein’s 100.Geburtstag wurde weltweit zum Anlass genommen, um sich an die vielfältige Genialität des  am 25.August 1918 in Massachusetts geborenen Musikers zu erinnern. Ein Abend unter dem Titel „Bernstein on Wagner“ im Wiener Haus der Musik – dort wo es 1842 zur Gründung der Wiener Philharmoniker  kam – brachte eine filmische Uraufführung mit dem  Musikexperten und Starmoderator Leonard Bernstein über sein ambivalentes Verhältnis zu Richard Wagner – faszinierend „extemporiert“ in der ehemaligen Wohnung von Sigmund Freud. Zugleich wurde hochkarätig an den Komponisten der West Side Story erinnert: Lydia Rathkolb aus dem Ensemble der Wiener Staatsoper, wo sie seit der Chowanschtschina-Premiere als „rising star“ gilt, sang hinreißend die drei Hits: „I feel pretty“, „Somewhere“ und „Tonight, tonight“: lyrisch, wenn nötig dramatisch, mit Charme und Wortwitz vorgetragen (man würde sich über einen Musical-Abend mit ihr freuen).Am Klavier assistierte Manfred Schiebel sehr einfühlsam. Dann der Film aus dem Jahr 1985: Bernstein dirigierte damals im Musikverein ein Wagner-Konzert mit den Wiener Philharmonikern – erstmals Szenen aus „Siegfried“ (mit James King, Thomas Steward und Christa Ludwig, die die Erda nur das eine Mal sang). Und offenbar als Einführung in sein kompliziertes Verhältnis zu Richard Wagner war jener Beitrag gedacht, der erst jetzt aus dem Archiv der UNITEL freigegeben wurde. Bernstein geht in jenen Räumen, in denen einst die berühmte Coach stand, auf das Widerspruchspaar „wunderbare Musik“ und privat: ein rassistischer, antisemitischer „Macho“ fast eine halbe Stunde lang ein; er reflektiert auf den Vater-Konflikt bei Wagner (fast immer fehlen die Väter) führt ein fiktives Gespräch zwischen Wagner und Freud und  das Ganze gipfelt in der von Martin Gregor-Dellin dargestellten Angst von Richard Wagner, dass sein Vater Jude sei. Bernstein spricht locker und scheinbar spontan. Der Regisseur des Filmes –Horant H.Hohlfeld (1985 war er  UNITEL-Chef) verriet jedoch, dass diese Spontanität „gespielt“ war. Es gibt punktgenaue Text, die von Bernstein auf der Schreibmaschine getippt worden waren. In einer Schluss-Runde erzählten die jüngste Tochter Bernsteins, Nina Bernstein-Simmons und der Neffe Michael Bernstein sowie die unvergleichliche Christa Ludwig und Clemens Hellsberg über das Universalgenie von Leonard Bernstein, der nicht nur ein begnadeter Komponist und Dirigent war, sondern auch ein „Volksbildner“ in seiner ursprünglichen Bedeutung. Der Film „Bernstein on Wagner“ ist nun Teil der Bernstein-Ausstellung im Innenhof des Hauses der Musik.  Darunter ein bezeichnendes Zitat von Leonard Bernstein:“Richard Wagner, I hate you! But I hat you on my knees.“ Mein Rat: hingehen und ansehen!

Peter Dusek

 

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