MERKER – Kunstsalon im Festsaal der Bezirksvorstehung Döbling
„I PURITANI“ von V. Bellini am 16.03.2017
Iurie Ciobanu, Nicola Proksch, Jongmin Park. Copyright: Herta Haider
Für die zweite Veranstaltung der Saison wurde Bellinis letzte Oper “I Puritani” ausgewählt und es erwies sich, dass der sensationelle Erfolg der „Norma“ kein Zufall ist, sondern den Ausdruck einer erstaunlichen “Belcanto – Kompetenz” des MERKER – Kunstsalons unter der umsichtigen Organisation von Elena Habermann darstellt. Dass die Rolle des Sir Giorgio nach der Absage von Apostol Milenkov – sonst einer Stütze jeder Vorstellung – so hochwertig nachbesetzt werden konnte, ist als „Glück des Tüchtigen“ einzustufen.
Verantwortlich für dieses Glück war unser „Orchester“ Manfred Schiebel, der aufgrund seiner Tätigkeit in der Wiener Staatsoper den aufstrebenden, südkoreanischen Bass Jongmin Park zu einem Auftritt im Kunstsalon einladen konnte. Der sympathische Sänger auf dem Weg zu einer Weltkarriere zeigte im intimen Rahmen des Döblinger Festsaales, dass seine Stimme nicht nur schön und mächtig klingt; auch die gefühlvolle Gestaltung der Piani berührten in diesem Rahmen intensiver, als es im großen Opernhaus möglich ist. Die uneitle Einordnung in den Gruppenszenen zeigte die künstlerische Ernsthaftigkeit, die dieses aussergewöhnliche Opernerlebnis, das weit mehr als ein „Arienabend“ war, auszeichnete.
Nicola Proksch, eine junge Koloratursopranistin aus Wien übernahm die anspruchsvolle Rolle der Elvira und überzeugte sowohl durch perlende Koloratuten und Triller, als auch durch beeindruckende Bögen mit unendlich langem Atem – wann atmet diese Frau? Die Schönheit der Stimme wurde – wie schon öfter bei hohen Sopranen – von der Akustik des Saales etwas in Mitleidenschaft gezogen, wir wissen aber seit ihrem Auftritt beim MERKER – Jubiläumskonzert im März, dass ihre Stimme in allen Lagen tragfähig ist und sehr schön klingt.
Die Wahnsinnsrolle des Arturo wurde von Iurie Ciobanu, einem moldawischen Tenor gesungen, den wir erstmals im Kunstsalon erleben konnten. Sein Timbre erinnert uns an gute „Tenore di grazia“ in bester Belcanto-Tradition und er scheute sich auch nicht vor den möderisch hohen Fs, die ihm besonders in der letzten Arie sehr gut gelungen sind.
Russi Nikoff. Copyright: Herta Haider
Den Riccardo Forth übernahm der hier bestens bekannte, bulgarische Bariton Russi Nikoff und konnte nicht nur in den Arien, sondern besonders im Duett mit Jongmin Park überzeugen – die beiden Stimmen klangen wie füreinander geschaffen!
Nachdem wir vergangene Woche gelernt haben, dass bei einem Bericht die Herkunft der Künstler das Allerwichtigste ist, haben wir diesmal für die Prüfung der Nationalität besondere Sorgfalt aufgewendet. Die unwesentliche Tatsache, dass wir einen eindrucksvollen, berührenden Opernabend erlebt haben, sei aber am Rande auch erwähnt!
Maria und Johann Jahnas
Jongmin Park, Nicola Proksch, Manfred Schiebel, Iurie Ciobanu, Russi Nikoff. Copyright: Herta Haider