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WIEN/ Cineplexx-Kino: DIE MET IM KINO: EUGEN ONEGIN

05.10.2013 | KRITIKEN, Oper

MET/Kino:  „EUGEN ONEGIN“ am  5.10.2013

 Die neue Saison begann mit Tschaikowskys Meisterwerk nicht gerade umwerfend. Die Produktion (Regie: Deborah Warner, Bühnenbild: Tom Pye) eine recht düstere Szenerie, die einem russischen Landbesitzer kaum entspricht. Das Landgut Larinas strahlt den Charme eines osteuropäischen Bahnhofs der Sechzigerjahre aus. Stimmungslos auch die beiden Festszenen, der Ball zwischen riesigen Säulen wirkt recht ungemütlich, vom Prunk der besseren russischen Gesellschaft keine Spur.

Viel besser ist aber der musikalische Teil des Abends gelungen. Man kann sich kaum einen besseren Dirigenten für russische Opern vorstellen als Valery Gergiev. Diese Musik liegt ihm im Blut und er animiert sein Orchester zu Bestleistungen. Der Spezialist symphonischer Konzerte präsentiert naturgemäß das Monumentale der Oper mit großem Effekt. Anna Netrebko sang die Tatjana sehr lyrisch, man hatte den Eindruck, sogar etwas verhalten. Es mag die Tagesform gewesen sein, dass ihre warm timbrierte Stimme vor allem in den dramatischen Szenen nicht so gut zur Geltung kam wie zuletzt in dieser Rolle in Wien. Mariusz Kwiecien war als Onegin sehr präsent, er spielte den Verschmähenden besser als den Verschmähten. Das könnte auch daran liegen, dass seine Stimme etwas zu lyrisch klingt, wenn Kraft gefordert wäre. Damit klangen auch die hohen Töne etwas „erzwungen“. Alexei Tanovitski sang den Gremin mit kraftvollem Bass, dem nur in der Höhe ein wenig die ruhige Stimmführung fehlte.

Sehr gut Oksana Volkova als Olga, ihr prächtiger Mezzo passte bestens zu der ihrer Schwester. Star des Abends war aber Piotr Beczala als Lenski. Seine Stimme ist wie geschaffen für diese Rolle. Er ist der unglückselige Poet par excellence. Seine Stimme bietet Wohlklang in Reinkultur, ein wahrer Genuss, ihm zuzuhören. Eine kleine Randbemerkung: Wenn es auch sehr interessant ist, den Bühnenarbeitern beim Umbau zuzusehen, deshalb müsste man den ersten Akt nicht durch drei Unterbrechungen zu sehr in die Länge ziehen.

 Johannes Marksteiner

 

 

 

 

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