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WIEN/ „Brick“ in Wien 15: Mosaïque – SHALL WE DANCE?

11.10.2016 | Konzert/Liederabende

Mosaïque – Shall We Dance? – 11. Oktober 2016

Klassisches Lied einmal anders – und zwar ganz fein!

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Schlussapplaus. Foto: Ernst Kopica

„Mosaïque“ ist eine Konzertreihe mit dem Anspruch, das Publikum nicht in der üblichen konzertanten Form mit dem Kunstlied unterhalten zu wollen. Die Organisatoren gehen statt dessen neue, unbekannte, unbequeme, aber sehr interessante Wege. Die Idee dazu hatten die beiden schon seit Jahren in Wien lebenden amerikanischen Pianistinnen Deirdre Brenner und Chanda VanderHart und sie gründeten „Mosaïque“ vor drei Jahren. Die Konzerte sind allesamt Ausflüge in die Welt der Kammermusik, des Jazz, der Volksmusik, der Lyrik, verknüpft mit Tanz, Akrobatik, Schauspiel, Fotografie, Schmuck und Mode. Jeder Abend steht unter einem eigenen Motto, diesmal hieß es „Shall We Dance?“. Wenige Wochen vor der Ballsaison hatte man im Vorprogramm auch Gelegenheit Walzer zu lernen, angeleitet von Makiki Habu und Martin Pollak, die auch die Musikdarbietungen später tänzerisch begleiteten sollten.

Beheimatet ist „Mosaïque“ im Brick-5 in der Fünfhausgasse (Wien 15). Das Gebäude stellte von 1906 bis 1940 den Knotenpunkt eines kulturellen Zentrums im damals überwiegend jüdisch besiedelten Viertel dar. In den 1990iger Jahren wurde das Haus, in dem sich früher auch eine Erbsenfabrik befand, von Thomas Haffner gekauft, der die im Hof befindliche Turnhalle in einen Veranstaltungsraum umbauen ließ.

Die Künstler des Abends waren diesmal Christina Sidak (die Mezzosopranistin war dem Rezensenten schon vor einigen Jahren in der Volksoper positiv aufgefallen), der junge Tenor Jan Petryka (in Polen geboren und in Linz aufgewachsen), der Niederländer Huub Claessens und die Sopranistin Sylvia Greenberg. Begleitet wurden sie von Mitorganisatorin Deirdre Brenner und Staatsopernkorrepetitor David Aronson am Flügel.

Die beiden stellten zu Beginn den mir unbekannten Moritz Moszkowski und seine Spanischen Tänze vor – ein richtiger Ohrwurm, der Gusto macht auf weitere Werke des Salonkomponisten. Sidak und Petryka bewiesen, dass frischer Wind und unverbrauchte Stimmen einer klassischen Operette wie der Csardasfürstin immer gut tun, ebenso fein klang ihre Interpretation von drei Schumann-Liedern. „Tausendsassa“ Claessens, der auch eine klassische Saxofon-Ausbildung hat, interpretierte augenzwinkernd den Walz aus der Jazz-Suite Nr. 1 von Dmitri Shostakovich (mit kleinen Seitenhieben auf seinen Landsmann André Rieu), einen Valse Vanité von Rudy Wiedoft und zwei Astor Piazzolla-Nummern. Nebenbei sorgte er auch für Wissenserweiterung, etwa mit der Geschichte von einer geplanten Saxofon-Instrumentierung des Lohengrins durch Richard Wagner, die nur an der Unbescheidenheit von Adolphe Sax scheiterte, der vier Saxofone haben wollte. Meister Wagner wäre aber eines genug gewesen. Als Abschluss gab es von den vier Sängern noch Johannes Brahms, nämlich Op. 52 Liebeslieder Walzer.

Alles in allem ein Konzert, das mit dem Prädikat Crossover zu bezeichnen wäre, und zwar im besten Sinn. Man kann gespannt sein, ob auch ein konservativeres Publikum das qualitativ hochwertige Angebot annimmt. Mit einem Eintrittspreis von gerade einmal 20 Euro erscheint das Preis-Leistungs-Verhältnis nämlich ausgezeichnet, ein internationales Publikum sorgte für ausnehmend gute Stimmung und einen unterhaltsamen Abend.

Ernst Kopica
MERKEROnline 

 

 

 

 

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