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WHY HIM?

FilmCover  Why him~1

Filmstart: 13. Jänner 2017
WHY HIM?
USA / 2017
Regie: John Hamburg
Mit: James Franco, Bryan Cranston, Zoey Deutch u.a.

Wenn einer der Drehbuchautoren Jonah Hill heißt, einer der Produzenten Ben Stiller und der Hauptdarsteller James Franco, dann kann man durchaus Befürchtungen hegen: Denn da sind ein paar Burschen beisammen, die nicht für ihren guten Geschmack bekannt sind. Im Gegenteil. Dennoch erweist sich „Why him?“ letztendlich nicht als schmutziger Klamauk à la „Dirty Grandpa“, sondern als eine bei aller Schwankhaftigkeit doch klug satirisch beleuchtete Zeitstudie. Tatsächlich.

Wenn ein braver amerikanischer Familienvater mit einem Silicon Valley Fuzzy konfrontiert wird, weil Töchterchen sich einbildet, der sei der Mann ihres Lebens, dann ist das nicht nur lustig, dann ist das geradezu beängstigend in seinem „Kampf der Kulturen“, wobei von „Kultur“ (wir sind in Amerika!) natürlich auf beiden Seiten keine Rede sein kann. Dieser Film, den Regisseur John Hamburg zwar krass-witzig und teilweise unverschämt-frech, aber nicht extrem blöd inszeniert, zeigt, dass in den USA – und natürlich nicht nur dort – die Generationen verschiedene Sprachen sprechen, auch wenn es angeblich dasselbe Englisch, Deutsch, was immer ist.

Wenn Papa Ned Fleming mit Gattin und Sohn auf Bitten seiner Tochter die Weihnachtseinladung in das Luxusanwesen des Multimillionärs Laird Mayhew im kalifornische Palo Alto annimmt, ist er in einer anderen Welt – durchdigitalisiert, beobachtet, von Stimmen aus der Zimmerdecke begleitet, mit den seltsamsten Klo-Erlebnissen bestückt (wobei das mehr komisch als unappetitlich gerät). Zudem ist dieser Laird superreich – und Papas altmodische Firma geht langsam zugrunde… die Zeit geht über die frühere Generation hinweg.

Der künftige Schwiegersohn will sich bei der Familie seiner Liebsten beliebt machen, versteht aber gar nichts von den bürgerlichen Konversationsritualen, was man sagen kann, was nicht, was als richtig erachtet wird, was als unmöglich. Logisch, dass nur der 15jährige Sohn der Familie begeistert ist, Papa und Mama hingegen bass entsetzt.

Warum gerade er? fragt der erschütterte Vater seine Tochter, die auch prompt das College schmeißen und in die Firma des Zukünftigen eintreten will. Als Kinopublikum fragt man sich das auch, zumal die Gegensätze oft wirklich treffend, scharf und komisch herausgearbeitet sind. Dass der Film dann im letzten Viertel in ein versöhnliches Hollywood-Kitsch-Gelabere mit allgemeinem Happyend ausartet, verkauft das Projekt dann letztendlich weit billiger, als es sein müsste. Immerhin – ganz so schlimm, wie man befürchten musste, ist es nicht geworden.

Auch durch das durch gelungene Gegenüber der Hauptdarsteller: James Franco (nächstes Jahr wird er 40, aber er ist noch immer so „boyish“ wie in seinen jungen Jahren, mit dem unwiderstehlichen, selbstbewussten Grinsen) spielt das naiv-raffinierte Bündel Unausstehlichkeit auf seine unwiderstehliche Art, und Bryan Cranston, lange Zeit „nur“ Serienstar („Breaking Bad“), bis er als „Trumbo“ auch die Leinwand eroberte, gibt den bedenklichen Papa höchst vergnüglich, der ja nun auch wieder nicht unfreundlich sein will und dauernd versucht, sein Unverständnis zu verstecken – über den angeblichen „Fortschritt“ und über die so anderen Menschen, die Leuten wie ihm wie Aliens vorkommen müssen…

Zoey Deutch als hübsche, selbstbewusste Tochter, Megan Mullally als ulkige Mutter, Griffin Gluck als 15jähriger Sohn, der sich dauernd unterdrückt fühlt, und vor allem Keegan-Michael Key als Lairds schräges Faktotum machen die Geschichte rund. Sie funktioniert, bis man sie in Sirup ertränkt.

Renate Wagner