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WEIMAR/Mon Ami: „MUTTER“ – Sechste Oper von Giordano Bruno do Nascimento. Uraufführung

10.10.2021 | Oper international

 Sechste Oper von Giordano Bruno do Nascimento „Mutter“ Uraufführung in Weimar am 1. Oktober 2021

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Giordano Bruno do Nascimento am Pult; Foto Olaf Schnürpel

Schon die sechste Oper wurde am 1. Oktober 2021 von Giordano Bruno do Nascimento in “Mon Ami” in Weimar uraufgeführt. Die allegorische Märchenoper „Mutter“ nach dem Libretto von Romina Nikolic verbindet in ihren zwei Akten mehrere Ebenen gesellschaftskritischen Materials mit dem musikalischen Ziel, die klassische Opernästhetik zu verlassen. Die Oper ist schnell erzählt: „Am Rande der Gesellschaft wandelt Mutter den feinen Grat zwischen Ablehnung und Akzeptanz. Hier erzieht sie ihre Tochter zu einer heilkundigen Person, ein Dorn im Auge der Regierung. Über Mutters Vergangenheit ist wenig bekannt, allgegenwärtig ist nur ihre Angst davor, dass sie von ihr eingeholt wird. Die Angst wird Realität, als ein Beamter im Auftrag des Präsidenten erscheint und die Mutter zur Zusammenarbeit erpresst. Das Unverständnis der Tochter mündet in eine gescheiterte Revolte, repressive Maßnahmen werden ergriffen. Das alles besingt die Mutter aus der Zukunft, über ihre Kräfte sich erinnernd, Werden und Vergehen.“

Für Romina Nikolic ist es das erste Libretto, dass sie geschrieben hat. Es vermochte zu überzeugen. Die Sprache fand sich in der Musik wieder und wirkte leicht und gut verständlich.

Musikalisch ist die Oper überzeugend und man erkennt eine deutliche Entwicklung bei Giordano Bruno do Nascimento. Auch hat er durch die Positionierung des Orchesters gegenüber der Bühne, die sich durch den Saal zieht, die schwierige Akustik überlistet, so dass die Musik sich gut entfalten konnte und die Singstimmen nicht hinter dem Orchester verschwunden sind. Die musikalische Leitung übernahm der Komponist höchstpersönlich. Wenn man bedenkt, dass die Musiker*innen und Sänger*innen von der Hochschule Franz Liszt in Weimar kommen, fragt es sich, ob man hierauf Rücksicht in der Bewertung nehmen sollte. Für die Musiker*innen ist diese Frage eindeutig mit nein zu beantworten, denn sie waren alle überraschend souverän. Giordano Bruno do Nascimento führte das Orchester mit einer durchwegs sehr guten Leistung durch den Abend. An der Tuba brillierte Francisco Lara Alvarez und am Klavier glänzte Rena Iyoge. Es war einfach nicht zu hören, dass es noch Studierende waren. Aber auch die weiteren Musiker*innen waren durchwegs sehr gut, so dass ich auch alle namentlich erwähnen möchte: Marie Leipinsel, Querflöte; Valentin Paschotka, Klarinette, Mok Cheong Goh, Fagott; Isabel Hunter, Horn; Jose Manuel Gòmez Sares; Yu-Cheng Huan, Posaune; Miki Yokoi, Schlagzeug; Gabriela Croitoru, Harfe; Anna Bettker, Akkordeon; Pablo Fernandez Gonzales; Violine I; Olivia Croitoru, Violine II; Tamás Fazekas; Nora Hensellek und Johannes Valk, Violoncello sowie Anna Preiss und Vincent Yehudin, Kontrabass.

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Szenenbild der Oper Mutter; Foto: Olaf Schnürpel

In Szene gesetzt wurde das neue Opus von Eszter Johanna Barta, Bühne und Kostüm stammen von Sara Drasdo. Die Umsetzung war etwas verhaltend und schleppend. Bei der Handlung mit ihren Konflikten hätte es etwas interessanter gestaltet werden können. Besonders die lang gehaltene Ruhe am Ende kommunizierte nicht wirklich mit dem Stück und sorgte beim Publikum für etwas Verwirrung. Auch bei großer Nachsicht war es leider gesanglich nicht überzeugend. Es sangen Leila Grace Hills, Lisa Schmidt, Joel Andreasson, Ksenia Khlestkina, Zhenyang Qian, Constantin von Knebel und Maximilian Thom.

Alles im Allen hat der Abend wieder Freude bereitet und ich wünsche Giordano Bruno do Nascimento, dass er endlich auch seine Werke auf größeren Bühnen präsentieren darf. Er hat es sich verdient.

Olaf Schnürpel

Weimar, den 18. Oktober 2021

 

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