WIEN / Museum für Völkerkunde:
ABENTEUER WISSENSCHAFT
Etta Becker-Donner in Afrika und Lateinamerika
Vom 16. November 2011 bis zum 19. März 2012
Abenteuer und Wissenschaft!
Österreich hat viele bedeutende Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Forschung, allerdings nur wenige Frauen. Darum ist es schade, dass Etta Becker-Donner immer noch keine Biographie gewidmet wurde, die ihr gerecht würde. Mit einer Ausstellung zum ihrem 100. Geburtstag, der sich am 5. Dezember jährt, gedenkt das Wiener Museum für Völkerkunde seiner einstigen Direktorin, und einen schönen Katalog gibt es auch ihr zu Ehren.
Von Heiner Wesemann
Etta Becker-Donner Etta Donner wurde am 5. Dezember 1911 in Wien geboren, und sie war 17, als sie sich an der Universität Wien inskribierte, 22, als sie zu Beginn des Jahres 1934 allein nach Westafrika fuhr. Sie betrieb dort Feldforschung im besten Sinn, aber für die heimischen Medien war sie natürlich als Person die Sensation – eine junge, attraktive Frau, deren „Abenteuer“ im schwarzen Kontinent Schlagzeilen lieferten. Als sie wieder nach Liberia reiste, brachte sie viele Schätze mit, von denen nun manches ausgestellt wird. Sie heiratete den Architekten, Ethnologen und Maler Hans Becker, ein Mitglied des „Hagenbundes“, bekam mit ihm zwei Töchter und ging mit ihm nach dem Krieg nach Südamerika, wo er ermordet wurde. Wieder zurück in Österreich, erkämpfte sie sich die Stellung einer Direktorin des Völkerkundemuseums zu einer Zeit, wo Frauen durchaus noch nicht in Führungspositionen waren. Ihre wissenschaftlichen Interessen wandten sich in der Folge von Afrika nach Südamerika. Etta Becker-Donner starb am 24. September 1975, im 64. Lebensjahr.
„Abenteuer Wissenschaft“ Die Ausstellung im Völkerkunde Museum verbindet die Begriffe „Abenteuer“, unter dem Etta Becker-Donner bekannt wurde, und „Wissenschaft“, die mancher Kollege ihr infolge ihres mediengerechten Rufes nicht zugestehen wollte. Tatsächlich sind die Leistungen der „Dame im Urwald“ heute unumstritten, wenn man auch zugibt, dass Fotos, die sie mit Giftschlangen umwunden zeigen (sie war Mitglied des „Schlangenbundes“ bei Stämmen in Liberia), natürlich sensationell-spektakulär waren und den Blick auf ihre Leistungen verstellten. Immerhin besitzt das Museum heute über 2000 Exponate, die durch ihre Reisen ans Haus kamen.
Forschungen in Afrika Als junge, unternehmungslustige Forscherin, die sich auch für die Sprache der afrikanischen Völker interessierte, setzte Etta Becker-Donner Basisleistungen in Liberia. Sie hat nicht nur Lebensformen und Rituale erfasst, sondern auch Kostbarkeiten – Masken, Figuren, Zeremonialgegenstände, Kleidungsstücke – die zusammen mit einer reichen Fotoausbeute diesen Teil ihrer Forschung dokumentieren.
Farbiges Südamerika Als die Forscherwelt vordringlich in Afrika oder Asien unterwegs war, hat Etta Becker-Donner in Südamerika „Blut geleckt“ – es gibt farbige Exponate aus dem Lebensalltag. Vor allem aber hat sie die zweite Hälfte ihres Forscherlebens den Indianerstämmen gewidmet. Ihr „Brasilianisches Album“, in vielen Fotos im zweiten Raum der Ausstellung zu sehen, ist mit Texten auch im Katalog enthalten, der vieles bietet, aber noch nicht das ist, was die Kollegen einmal unternehmen müssen: die vollständige Biographie dieser bemerkenswerten Frau.
Bis 19. März 2011, täglich außer Dienstag 10 bis 18 Uhr