Falstaff _ Verbier Festival am 29.07.2016
Tutto nel mondo è burla – Die ganze Welt ist Spass!
Nanetta / Ying Fang: Copyright: Nicolas Brodard
Diese Aufführung hat extrem viel Spass gemacht, denn sie war inspiriert, engagiert und mit den besten Sängern und Sängerinnen der Opernwelt besetzt worden die man sich für einen Falstaff von Verdi überhaupt vorstellen kann. Die halb-szenische Aufführung wurde frisch und lustig umgesetzt. Claudio Desderi ‘ inszeniert mit Pfiff und einer genau richtigen Prise Humor, die tragischen Momente kann er perfekt ins turbulente Geschehen einfangen.
Jesus Lopez-Cobos geleitet das Verbier Festival Orchestra mit viel Raffinement und Perfektion durch die anspruchsvolle und doch fast dreistündige Partitur. Seine symphonische Herangehensweise degradiert das Orchester nie zum blossen Begleiter, sondern macht es stets zum Hauptdarsteller und gibt damit einen sehr genauen Einblick in Verdis herrliches Werk.
Sängerisch dominieren weniger Einzelleistungen als vielmehr ein wunderbar abgestimmtes Ensemble, das aufeinander hört und miteinander singt. In der Titelrolle überwältigt Bryn Terfel mit grosser Stimmfarbe und Volumen und einer unglaublich eindrücklichen Bühnenpräsenz.
Luca Salsi als Ford vermittelt eine perfekte Mischung von Bedrohung und Trotteligkeit. Sein Bariton klingt fokussiert, sicher, durchschlagskräftig und gleichzeitig klangschön. Der junge brasilianische Tenor Atalla Ayan gibt einen betörenden schmachtenden Fenton, ein hoffnungsvoller Sänger im lyrischen Fachbereich mit viel Potenzial auf eine grössere Karriere.
Stark zeigen sich auch die lustigen Weiber von Windsor. Yvonne Naef ist eine Respekteinflössende Mrs. Quickly, der sich letztendlich auch Falstaff geschlagen geben muss. Roxana Constantinescu als Meg Page schafft ebenfalls einen hörenswerten Spagat zwischen zickigem Spiel und Klangschönheit ihres in allen Lagen hervorragend ansprechenden Mezzosoprans. Erika Grimaldi lässt sich als jugendliche aber dennoch resolute Alice Ford weder von ihrem Mann noch von Falstaff zähmen.
Die grosse Entdeckung des Abends ist die erste 28-jährige chinesische Sängerin Ying Fang, erster Sopran der Metropolitan Opera. Sie gibt eine perfekte mädchenhafte Nanetta zum allerbesten und verfügt über eine technische perfekte Stimme, tritt mit wunderbar leichtem Legato auf und singt alle Töne lange und schön aus. Sie lässt regelrecht aufhorchen und man verspürt den Wunsch noch mehr von dieser eindringlich eleganten Stimme hören zu wollen.
Einfach nur wunderschön, eindeutig und überzeugend war dieser tolle Abend in Verbier.
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